Die Cold Winter Theory: Ein wissenschaftlicher Irrweg – Warum Klima keine Intelligenz formt
- Maria Tiede
- 14. Jan.
- 16 Min. Lesezeit
Die Cold Winter Theory von Richard Lynn behauptet, dass kältere Klimazonen höhere Intelligenz durch evolutionäre Anpassungen gefördert haben, was zu Intelligenzunterschieden zwischen Bevölkerungsgruppen führte. Seine Theorie basiert auf Korrelationen zwischen IQ, Gehirngröße und Wintertemperaturen.
Jedoch wird die Theorie stark kritisiert: Sie ignoriert kulturelle Verzerrungen in IQ-Tests, vernachlässigt soziale Einflüsse wie Bildung und verwechselt Korrelation mit Kausalität. Zudem stützt Lynn sich auf veraltete Rassenkonstruktionen und selektive Datenauswahl. Seine Verbindungen zu rechtsextremen Organisationen wie dem Pioneer Fund schwächen seine wissenschaftliche Integrität weiter.
Intelligenz ist komplex und wird von vielen Faktoren beeinflusst. Statt genetische Erklärungen zu simplifizieren, sollten wir auf Bildung und Chancengleichheit setzen, um Intelligenz zu fördern
Einleitung
Alter Wein in neuen Schläuchen, kann auch schlecht werden. Vor allem dann, wenn der alte Wein mit Halbwahrheiten und Pseudowissenschaften vermengt wurde. Im Fall der Cold Winter Theory ist das der Fall. Trotzdem wird diese 'Theorie' gerade auf und ab in rechtsextremistischen Kreisen verbreitet und diskutiert. Richard Lynn ist der Ideengeber dieser Theorie, die er ausführlich darlegt in seinem 2006 veröffentlichen Buch: "Race Differences in Intelligence". Aufbauend darauf gibt es weitere Studien die, die Ergebnisse in diesem Buch zu bestätigen scheinen1. Doch warum erlebt diese Theorie gerade jetzt wieder Aufwind? In Zeiten, in denen Debatten über Rasse und Intelligenz erneut aufkeimen, greifen bestimmte Ideologien auf alte, längst widerlegte Ansichten zurück, um ihre politischen Agenden zu stützen. Die Cold Winter Theory bietet dabei eine vermeintlich wissenschaftliche Grundlage für rassistische Ideen, was ihre Verbreitung in extremistischen Kreisen befeuert.
Was ist also dran an dieser Theorie und welche Erkenntnisse liefert sie wirklich?
Wer ist Richard Lynn?
Richard Lynn wurde 1930 in Hampstead, London, als unehelicher Sohn des Genetikers Sydney Cross Harland und Ann Freeman geboren. Obwohl er ohne engen Kontakt zu seinem Vater aufwuchs, beeinflusste Harlands Arbeit als Genetiker seine wissenschaftliche Laufbahn indirekt. Seine Mutter, eine Kommunistin, prägte Lynn politisch, doch er entwickelte später eigene Überzeugungen, insbesondere in Bezug auf Intelligenz und Vererbung.
Lynn studierte Psychologie am King’s College Cambridge, wo er 1956 promovierte. In seiner Studienzeit beeinflussten ihn vor allem die Theorien der Londoner Schule der Psychologie, darunter Psychologen wie Cyril Burt, Raymond Cattell und Hans Eysenck. Diese Forscher sahen individuelle und gruppenbasierte Intelligenzunterschiede als Teil der darwinistischen Evolution an. Die Idee, dass genetische Faktoren das menschliche Verhalten und die Intelligenz beeinflussen, wurde zu einem zentralen Element von Lynns späterer Forschung.
Ein weiterer bedeutender Einfluss war das Buch "The Instincts of the Herd in Peace and War" von Wilfred Trotter, das ihm von seinem Vater empfohlen wurde. Trotter untersuchte darin die Psychologie von Gruppenverhalten, was Lynn später in seinen Theorien über kollektives Verhalten und Intelligenzunterschiede aufgriff. Trotters Ansichten über Gruppeninstinkte, insbesondere in Krisenzeiten, beeinflussten Lynns Gedanken über die evolutionäre Entwicklung von Intelligenz und Anpassungsfähigkeit.
Lynns wissenschaftliche Karriere begann an der University of Exeter, später wechselte er an das Economic and Social Research Institute in Dublin, und 1972 trat er eine Professur an der University of Ulster an, wo er bis zu seiner Emeritierung 1995 lehrte. Auch nach seiner Pensionierung blieb er als Leiter des Ulster Institute for Social Research aktiv und veröffentlichte weiterhin zahlreiche Arbeiten, die sich mit Intelligenzunterschieden zwischen ethnischen Gruppen befassten.
Seine Forschung konzentrierte sich zunehmend auf die genetischen Grundlagen von Intelligenzunterschieden, insbesondere zwischen schwarzen und weißen Bevölkerungsgruppen. Lynn griff die kontroversen Theorien von Arthur Jensen auf, insbesondere den sogenannten Jensen-Effekt und die Spearman-Jensen-Hypothese2, die besagen, dass Unterschiede im IQ zwischen Schwarzen und Weißen durch den g-Faktor, also die allgemeine Intelligenz, erklärt werden können. In seiner Arbeit stützte sich Lynn auf eine breite Datenbasis und argumentierte, dass diese Unterschiede größtenteils genetisch bedingt seien
Richard Lynn hatte ebenso enge Verbindungen zum Pioneer Fund, einer auf Eugenik fokussierten Stiftung mit einer langen Geschichte der Unterstützung rassistischer Ideologien. Der 1937 gegründete Pioneer Fund war stark an der Finanzierung von Forschungen beteiligt, die die Idee genetischer Unterschiede zwischen 'Rassen' förderten, insbesondere mit dem Ziel, die vermeintliche Minderwertigkeit nicht-weißer 'Rassen' aufzuzeigen. Lynn erhielt während seiner gesamten Karriere beträchtliche finanzielle Unterstützung von der Organisation, was ihm half, Arbeiten zu veröffentlichen, die die genetische Grundlage von Intelligenzunterschieden zwischen 'Rassen' argumentierten.
Die Verbindungen des Pioneer Fund zur extremen Rechten sind gut dokumentiert. Sie unterstützte eine Vielzahl von Anliegen und Organisationen, die darauf abzielten, weiße Vorherrschaft, 'Rassentrennung' und Eugenik zu legitimieren. Lynns Arbeit war insbesondere mit Persönlichkeiten und Gruppen verbunden, die rechtsextreme und sogar neonazistische Ideologien unterstützten. Zum Beispiel trug seine Finanzierung dazu bei, das Mankind Quarterly zu erhalten, eine Zeitschrift, die eng mit Rassen- und Eugenikforschung verbunden ist. Lynn hatte auch Verbindungen zu J. Philippe Rushton, der sowohl eine führende Persönlichkeit in der 'Rassenwissenschaft' als auch nach 2002 Leiter des Pioneer Fund war. Rushtons Führung des Fonds verband ihn außerdem mit rechtsradikalen Kreisen wie der American Renaissance Group, die Konferenzen veranstaltete, an denen weiße Rassisten, Eugeniker und andere rechtsextreme Persönlichkeiten teilnahmen.
Darüber hinaus brachte Lynns Verbindung zum Pioneer Fund ihn mit anderen umstrittenen Akademikern wie Arthur Jensen und Hans Eysenck in Verbindung, die beide an Forschungen beteiligt waren, die die Rolle der Umwelt bei Intelligenzunterschieden zwischen Rassen minimierten. Der Fonds selbst war berüchtigt für seine Verbindungen zu rassistischer Politik, zur Ablehnung von Bürgerrechten und zur Unterstützung der Apartheid in Südafrika.
Lynns Verbindungen zu diesen Gruppen und sein anhaltendes Eintreten für 'Rassenwissenschaft' und Eugenik positionierten ihn im Zentrum eines Netzwerks von Gelehrten und Aktivisten, die unter dem Deckmantel der wissenschaftlichen Forschung auf die weiße Vorherrschaft drängen.
Was besagt die Cold Winter Theory?
Die Cold Winter Theory von Richard Lynn postuliert, dass Bevölkerungen, die in kälteren Klimazonen lebten, evolutionär höheren kognitiven Druck erlebten, was zur Entwicklung größerer Gehirne und höherer Intelligenz führte. Diese Theorie argumentiert, dass das Überleben in kalten Regionen höhere geistige Fähigkeiten erforderte, um die saisonalen Herausforderungen zu meistern. Diese Annahme wird durch verschiedene Daten gestützt, die Korrelationen zwischen Klimafaktoren wie Wintertemperaturen, Hautfarbe, Gehirngröße und durchschnittlichem IQ aufzeigen.
Theoretische Grundlagen der Cold Winter Theory
Lynn geht davon aus, dass Bevölkerungen, die in kälteren, nördlicheren Regionen lebten, über Jahrtausende hinweg komplexe kognitive Fähigkeiten entwickeln mussten, um zu überleben. Dazu gehörten:
Nahrungsbeschaffung und -lagerung: In kalten Klimazonen waren Pflanzen im Winter nicht verfügbar, was bedeutete, dass Menschen in diesen Regionen Werkzeuge und Methoden zur Jagd auf Wildtiere entwickeln mussten. Zudem war die Fähigkeit, Nahrung zu konservieren und zu lagern, um saisonale Engpässe zu überwinden, entscheidend.
Herstellung von Kleidung und Unterkünften: Menschen in kälteren Klimazonen mussten Kleidung und robuste Unterkünfte entwickeln, um sich gegen das extreme Klima zu schützen. Dazu zählten Techniken wie die Herstellung von Feuer, das Nähen von Fellen und der Bau von isolierten Behausungen.
Planung und Vorwegnahme: Laut der Cold Winter Theory war das Überleben in diesen Regionen stark von der Fähigkeit abhängig, langfristig zu planen und Ressourcen effektiv zu nutzen. Dies führte laut Lynn zu einer Selektion für höhere intellektuelle Fähigkeiten, da diejenigen, die besser planen konnten, wahrscheinlicher überlebten und sich fortpflanzten.
Diese Umweltbedingungen führen, laut Lynn, zu folgenden drei Annahmen:
Klimatische Selektionsdruck: In Regionen mit kalten Wintern mussten menschliche Populationen höhere kognitive Fähigkeiten entwickeln, um in den harschen Umweltbedingungen zu überleben. Dies umfasste die Notwendigkeit, effektive Strategien zur Nahrungsspeicherung, Herstellung von Kleidung und Bau komplexer Unterkünfte zu entwickeln.
Gehirngröße und Intelligenz: Lynn argumentiert, dass es eine positive Korrelation zwischen der durchschnittlichen Gehirngröße einer Population und ihrem durchschnittlichen IQ gibt. Bevölkerungsgruppen in kälteren Klimazonen, wie Europäer und Ostasiaten, weisen im Durchschnitt größere Gehirne und höhere IQ-Werte auf als Gruppen in wärmeren Regionen.
Negative Korrelation zwischen Wintertemperaturen und IQ: Die Theorie behauptet, dass niedrigere Durchschnittstemperaturen im Winter mit höheren durchschnittlichen IQ-Werten korrelieren. Diese Beziehung wird als negative Korrelation bezeichnet, da eine Zunahme der Kälte (niedrigere Temperaturen) mit einer Zunahme des IQ verbunden ist.
Erklärung der Negativen Korrelation
Eine negative Korrelation bedeutet, dass zwei Variablen in entgegengesetzte Richtungen tendieren. In diesem Kontext bedeutet es:
Stärkere Winter (niedrigere Temperaturen) ↔ Höhere durchschnittliche IQ-Werte
Schwächere Winter (höhere Temperaturen) ↔ Niedrigere durchschnittliche IQ-Werte
Diese Beziehung wird durch statistische Analysen untermauert, die zeigen, dass Länder oder Regionen mit kälteren Wintern tendenziell höhere durchschnittliche IQ-Werte aufweisen. Lynn verwendet Ländervergleiche, um diese Korrelation zu demonstrieren.
Empirische Daten und Studien
Lynn stützt seine Theorie auf eine Vielzahl von Studien und Datensätzen, die Zusammenhänge zwischen klimatischen Variablen, Gehirngröße und IQ aufzeigen. Einige der Schlüsselstudien und Datenquellen umfassen:
Templer & Arikawa (2006): Diese Studie fand eine starke negative Korrelation von -0,92 zwischen dunkler Hautfarbe und IQ auf Länderebene. Lynn interpretiert dies als Beleg dafür, dass kältere Klimazonen (in denen hellhäutige Populationen vorherrschen) mit höheren IQ-Werten assoziiert sind.
Rushton und Jensen (1978, 1982): Diese Arbeiten erweiterten die Diskussion über die Rolle klimatischer Bedingungen bei der Entwicklung der Intelligenz und unterstützten die Grundannahmen der Cold Winter Theory durch zusätzliche empirische Daten.
Kernstudien zur Gehirngröße: Studien zeigen, dass Bevölkerungsgruppen in kälteren Regionen tendenziell größere durchschnittliche Gehirngrößen aufweisen. Lynn argumentiert, dass diese größere Gehirngröße mit höheren kognitiven Fähigkeiten korreliert.
Paleolithische Anpassungen: Lynn verweist auf archäologische Funde, die darauf hindeuten, dass frühe menschliche Populationen in kalten Klimazonen komplexere Werkzeuge und Technologien entwickelten, was auf höhere kognitive Anforderungen hinweist.
IQ-Tests und kulturelle Voreingenommenheit
Ein Hauptkritikpunkt an Lynns Arbeit ist die Verwendung von IQ-Tests, die auf westlichen Normen basieren und möglicherweise kulturell voreingenommen sind. Diese Tests konzentrieren sich auf Fähigkeiten wie mathematisches, sprachliches und räumliches Denken, die in westlichen Bildungssystemen gefördert werden. Populationen wie die Inuit oder australische Aborigines entwickeln jedoch häufig außergewöhnliche Fähigkeiten, die in standardisierten IQ-Tests nicht erfasst werden, z.B. visuelles Gedächtnis. Lynns Forschung zeigt, dass Inuit größere Gehirne als andere Populationen haben, was mit seiner Hypothese der Korrelation zwischen Gehirngröße und Intelligenz übereinstimmt. Ihre durchschnittliche IQ-Werte von 91 fallen jedoch in den normalen Bereich, was im Widerspruch zu seiner These steht, dass kältere Klimazonen höhere Intelligenz fördern sollten.
Zudem wird Lynn dafür kritisiert, dass er oft nur Daten von Kindern zwischen 10 und 14 Jahren verwendet, die nicht repräsentativ für die erwachsene Bevölkerung sind. In einer Studie mit nur 42 Fällen ist die geringe Stichprobengröße ein weiteres Problem, das die Aussagekraft seiner Ergebnisse einschränkt.
Sozialer Einfluss: Ist es Genetik oder ist es Kultur
ynn behauptet, genetische Unterschiede seien der Hauptgrund für IQ-Unterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen. Doch Kritiker weisen darauf hin, dass soziale Faktoren wie Bildung, wirtschaftliche Entwicklung, Ernährung und soziale Ungleichheit einen signifikanten Einfluss auf die Intelligenzentwicklung haben. In entwickelten Ländern mit besseren Bildungssystemen und höherem Einkommen werden oft höhere IQ-Werte beobachtet, unabhängig von der ethnischen Herkunft. Dies deutet darauf hin, dass viele der von Lynn beobachteten Unterschiede nicht auf genetische Faktoren zurückzuführen sind, sondern auf soziale Einflüsse.
Daten belegen, dass sozioökonomische Bedingungen eng mit IQ-Leistungen verbunden sind. Beispielsweise verbesserten sich in China zwischen 1950 und 2000 die IQ-Werte signifikant, als das Land große Fortschritte im Bildungswesen machte. Dies deutet auf den Einfluss von Umweltfaktoren hin. Eine Studie von Flynn (1999) zeigte, dass sich der durchschnittliche IQ in entwickelten Ländern in den letzten Jahrzehnten durch verbesserte Lebensbedingungen kontinuierlich erhöht hat.
Korrelation oder Kausalität?
Lynns Cold Winter Theory besagt, dass kalte Winter höhere Intelligenz begünstigen, da das Überleben in extrem kalten Klimazonen höhere kognitive Anforderungen stelle. Er zeigt eine negative Korrelation zwischen Wintertemperaturen und IQ-Werten. Kritiker sehen jedoch ein grundlegendes Problem in der Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Die wirtschaftlichen Bedingungen und Bildungssysteme könnten ebenso starke Einflüsse auf die Intelligenz haben, und es gibt keine klaren Beweise dafür, dass kalte Klimazonen zwangsläufig höhere Intelligenz erfordern.
Lynn behauptet, dass kleine Populationen in extrem kalten Klimazonen, wie die der Arktis, weniger vorteilhafte Mutationen für Intelligenz durchliefen. Dies wird von Kritikern jedoch als "special pleading" (eine selektive Argumentation) angesehen.
Ein weiteres Beispiel ist die südafrikanische Bevölkerung der San (Buschmänner), die in der Wüste überlebte, einer der härtesten Umgebungen weltweit, aber laut Lynn nur wenig Intelligenz besitze. Dies wirft die Frage auf, ob nicht auch tropische oder Wüstenumgebungen extreme Herausforderungen darstellen, die hohe kognitive Anpassungsfähigkeit erfordern.
Konstruktion von 'Rasse' ein kleiner Exkurs
Ein weiterer zentraler Kritikpunkt an Lynns Forschung ist seine Verwendung des Begriffs 'Rasse' als eine biologisch feste Kategorie. Moderne genetische Studien haben gezeigt, dass es keine signifikanten genetischen Unterschiede zwischen den sogenannten 'Rassen' gibt. Innerhalb von ethnischen Gruppen gibt es oft mehr genetische Vielfalt als zwischen ihnen. Dies untergräbt Lynns Annahme, dass 'Rasse' eine klare genetische Grundlage habe.
Die genetische Variabilität zwischen Bevölkerungsgruppen beträgt etwa 10 bis 15 %, während die Variabilität innerhalb von Gruppen 85 bis 90 % ausmacht. Lynns Annahmen, dass 'Rasse' ein klar definierter biologischer Faktor ist, der Intelligenzunterschiede erklärt, werden somit von der modernen Genetik3 als stark überholt angesehen.
Das Problem mit dem confirmation bias
Lynn wird zudem vorgeworfen, nur solche Daten zu verwenden, die seine Theorien bestätigen, und widersprüchliche Beweise zu ignorieren. In seiner Analyse der Eyferth-Studie (1961), die die Intelligenz von Kindern weißer und schwarzer Soldaten in Deutschland untersuchte, reduzierte Lynn den IQ-Wert der schwarzen Kinder, um seine These zu stützen. Kritiker argumentieren, dass solche selektiven Anpassungen dazu führen, dass seine Daten keine genauen Rückschlüsse auf die allgemeine Bevölkerung zulassen. Diese Art der Datenmanipulation hat ihm den Vorwurf eingebracht, seine Forschung durch Confirmation Bias zu verzerren.
Evolutionäre Sprünge in der Menschheitsgeschichte und ihr Einfluss auf die kognitive Entwicklung
Eine oft übersehene, aber entscheidende Dimension in der Debatte um die Entwicklung menschlicher Intelligenz und die Theorien von Richard Lynn betrifft die Rolle der evolutionären Sprünge in der Menschheitsgeschichte. Während Lynns Cold Winter Theory darauf abzielt, Intelligenzunterschiede durch harsche Klimazonen zu erklären, legen anthropologische und archäologische Daten nahe, dass die bedeutendsten Entwicklungen, die zur modernen kognitiven Leistungsfähigkeit des Menschen führten, nicht an kalte Klimazonen gebunden sind. Vielmehr stammen diese evolutionären Fortschritte aus technologischen, sozialen und kulturellen Innovationen, die sich vor allem in wärmeren Regionen ereigneten.
Kontrolle des Feuers (vor ca. 1,5 Millionen Jahren)
Einer der frühesten und wichtigsten evolutionären Sprünge war die Beherrschung des Feuers durch Homo erectus vor etwa 1,5 Millionen Jahren. Diese Fähigkeit revolutionierte die menschliche Ernährung, da durch das Kochen mehr Energie aus der Nahrung gewonnen werden konnte. Die zusätzliche Energiezufuhr ermöglichte ein größeres Gehirnwachstum, das als einer der zentralen Faktoren für die kognitive Entwicklung des Menschen gilt.
Die Kontrolle des Feuers, eine grundlegende technologische Innovation, erfolgte in Afrika, also in tropischen Klimazonen, was Lynns Theorie widerspricht, dass kältere Klimazonen primäre Motoren für höhere Intelligenz waren.
Auftreten des Homo sapiens und anatomische Entwicklung (vor ca. 300.000 Jahren)
Der nächste große Sprung in der menschlichen Evolution war das Auftreten des Homo sapiens vor etwa 300.000 Jahren in Afrika. Diese Art entwickelte sich in einer Umgebung, die weit von den kühlen, harschen Klimazonen entfernt war, die Lynn als Voraussetzung für kognitive Evolution sieht. Homo sapiens zeichnete sich durch die Fähigkeit aus, komplexe Werkzeuge herzustellen, symbolische Kunst zu schaffen und sozial zusammenzuarbeiten.
Genetische und fossile Beweise zeigen, dass das Gehirn des Homo sapiens in dieser Phase beträchtlich an Größe und Komplexität zunahm, was in direktem Zusammenhang mit der Entwicklung von Sprache und abstraktem Denken stand. Auch diese Entwicklung fand in warmen Klimazonen statt, was die These stützt, dass kognitive Evolution durch technologische und soziale Innovationen und nicht durch klimatische Bedingungen ausgelöst wurde.
Die kognitive Revolution (vor ca. 70.000 Jahren)
Die sogenannte kognitive Revolution, die vor etwa 70.000 Jahren einsetzte, gilt als einer der bedeutendsten Sprünge in der menschlichen Evolution. In dieser Zeit erlangte der Homo sapiens die Fähigkeit zur symbolischen Kommunikation und Sprache, was eine höhere Komplexität im sozialen Zusammenleben und eine verbesserte Anpassung an verschiedene Umgebungen ermöglichte. Die Fähigkeit, durch Sprache komplexe Konzepte auszudrücken und Wissen zu teilen, war entscheidend für die Kooperation in großen Gruppen und den Aufbau fortschrittlicher Gesellschaften.
Diese Revolution ereignete sich in Afrika und Eurasien, also in tropischen und gemäßigten Zonen, was erneut zeigt, dass Intelligenz nicht ausschließlich in kälteren Klimazonen entstanden ist. Diese Fähigkeit zur Kooperation und Innovation war entscheidend für das Überleben des Homo sapiens und die Verdrängung anderer menschlicher Arten, wie des Neandertalers, der hauptsächlich in kälteren Klimazonen lebte.
Die landwirtschaftliche Revolution (vor ca. 12.000 Jahren)
Die landwirtschaftliche Revolution markierte einen weiteren großen Schritt in der menschlichen Geschichte. Vor etwa 12.000 Jahren begannen Menschen, sesshaft zu werden, Ackerbau zu betreiben und Vieh zu halten. Dies führte zur Entstehung komplexer sozialer Strukturen, der Arbeitsteilung und der Entwicklung von Städten und Staaten. Die Notwendigkeit, Ressourcen zu verwalten, Handel zu treiben und soziale Hierarchien zu etablieren, stellte neue kognitive Herausforderungen dar, die wiederum die Entwicklung von Verwaltungssystemen, Mathematik und Schrift vorantrieben.
Wiederum fand diese Entwicklung in Mesopotamien und anderen Teilen des Nahen Ostens statt, Regionen mit mildem Klima und nicht in kalten, harschen Umgebungen. Dies deutet darauf hin, dass es vor allem soziale und technologische Faktoren waren, die zur kognitiven Weiterentwicklung der Menschheit beitrugen, nicht klimatische Bedingungen.
Kritische Bewertung im Kontext von Lynns Theorien
Lynns Cold Winter Theory postuliert, dass extreme klimatische Bedingungen in kälteren Regionen die Entwicklung höherer Intelligenz gefördert haben, da das Überleben in harschen Wintern größere kognitive Fähigkeiten erforderte. Diese These wird jedoch durch die archäologische und anthropologische Beweislage nicht gestützt. Die wichtigsten evolutionären Sprünge in der Geschichte der Menschheit, die zu höherer Intelligenz führten, fanden in wärmeren, tropischen oder gemäßigten Zonen statt. Die Fähigkeit, durch soziale Organisation und technologische Innovation komplexe Probleme zu lösen, war ausschlaggebend für den Erfolg des Homo sapiens, nicht das Leben in kalten Klimazonen.
Zudem zeigen genetische und kulturelle Entwicklungen, dass menschliche Intelligenz nicht an bestimmte geografische oder klimatische Regionen gebunden ist. Vielmehr haben sich Menschen in allen Teilen der Welt erfolgreich an ihre Umgebungen angepasst, unabhängig davon, ob diese heiß, kalt, trocken oder feucht waren.
Diese historische Perspektive stellt somit eine starke Herausforderung für Lynns genetisch basierte Erklärungen für Intelligenzunterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen dar. Sie zeigt, dass kulturelle, soziale und technologische Faktoren eine viel wichtigere Rolle bei der kognitiven Entwicklung gespielt haben als klimatische Bedingungen, wie Lynn sie in seiner Cold Winter Theory vermutet.
Lynns Cold Winter Theory postuliert, dass extreme klimatische Bedingungen in kälteren Regionen die Entwicklung höherer Intelligenz gefördert haben, da das Überleben in harschen Wintern größere kognitive Fähigkeiten erforderte. Diese These wird jedoch durch die archäologische und anthropologische Beweislage nicht gestützt. Die wichtigsten evolutionären Sprünge in der Geschichte der Menschheit, die zu höherer Intelligenz führten, fanden in wärmeren, tropischen oder gemäßigten Zonen statt. Die Fähigkeit, durch soziale Organisation und technologische Innovation komplexe Probleme zu lösen, war ausschlaggebend für den Erfolg des Homo sapiens, nicht das Leben in kalten Klimazonen.
Zudem zeigen genetische und kulturelle Entwicklungen, dass menschliche Intelligenz nicht an bestimmte geografische oder klimatische Regionen gebunden ist. Vielmehr haben sich Menschen in allen Teilen der Welt erfolgreich an ihre Umgebungen angepasst, unabhängig davon, ob diese heiß, kalt, trocken oder feucht waren.
Diese historische Perspektive stellt somit eine starke Herausforderung für Lynns genetisch basierte Erklärungen für Intelligenzunterschiede zwischen Bevölkerungsgruppen dar. Sie zeigt, dass kulturelle, soziale und technologische Faktoren eine viel wichtigere Rolle bei der kognitiven Entwicklung gespielt haben als klimatische Bedingungen, wie Lynn sie in seiner Cold Winter Theory vermutet.
Neurowissenschaftliche und Evolutionäre Perspektiven auf Intelligenz
Die Kritik an Richard Lynns Thesen, speziell seiner Cold Winter Theory, lässt sich durch moderne Erkenntnisse der Neuro- und Evolutionswissenschaften fundiert untermauern:
a. Neuroplastizität
Die Fähigkeit des Gehirns, sich durch Neuroplastizität an neue Umwelteinflüsse und Erfahrungen anzupassen, steht im Widerspruch zu Lynns statischer Sicht auf Intelligenz. Neuroplastizität zeigt, dass das Gehirn zeitlebens formbar bleibt, was bedeutet, dass äußere Einflüsse wie Bildung, Ernährung und sozioökonomische Bedingungen erhebliche Auswirkungen auf die kognitiven Fähigkeiten haben. Diese Plastizität erklärt, warum sich IQ-Werte durch gezielte Interventionen verbessern lassen. Der „Flynn-Effekt“, der den stetigen Anstieg der IQ-Werte über Generationen hinweg dokumentiert, ist ein eindrucksvolles Beispiel für die Rolle, die Umweltbedingungen und Lernmöglichkeiten in der kognitiven Entwicklung spielen.
b. Gehirngröße und Intelligenz
Lynns These, dass kältere Klimazonen zur Entwicklung größerer Gehirne und damit höherer Intelligenz geführt hätten, ist wissenschaftlich umstritten. Forschungen haben gezeigt, dass die Gehirngröße tatsächlich mit Breitengraden korreliert, allerdings kann dies mehr mit der Notwendigkeit der thermischen Regulierung als mit kognitiver Kapazität zu tun haben. Höhere Gehirnvolumina in kälteren Regionen könnten vor allem evolutionäre Anpassungen an die Kälte darstellen, nicht unbedingt eine höhere Intelligenz. Zudem ist bekannt, dass die neuronale Effizienz und die Dichte der Synapsen im Gehirn wichtiger für die kognitiven Fähigkeiten sind als die bloße Gehirngröße.
c. Langsame evolutionäre Veränderungen
Die evolutionäre Entwicklung des menschlichen Gehirns und der Intelligenz ist ein Prozess, der über Millionen von Jahren stattgefunden hat. Lynns Ansatz, dass klimatische Bedingungen über vergleichsweise kurze Zeiträume von einigen Jahrtausenden genetische Unterschiede im IQ zwischen Populationen hervorgebracht hätten, ignoriert die Langsamkeit dieser Prozesse. Evolutionäre Veränderungen, insbesondere bei Merkmalen wie Intelligenz, erfolgen über extrem lange Zeiträume und werden durch zahlreiche komplexe Faktoren beeinflusst. Zudem haben historische Migrationen und genetische Vermischungen dazu geführt, dass strikte genetische Abgrenzungen zwischen Populationen, wie Lynn sie postuliert, unwissenschaftlich sind.
Diese Erkenntnisse zeigen, dass die Theorien von Lynn, besonders hinsichtlich der genetischen Determination von Intelligenz und der angeblichen klimatischen Einflüsse, nicht mit modernen wissenschaftlichen Erkenntnissen der Neurowissenschaft und Evolution vereinbar sind.
Fazit
Die Cold Winter Theory von Richard Lynn behauptet, dass kältere Klimazonen evolutionär bedingte höhere kognitive Fähigkeiten begünstigten und somit Intelligenzunterschiede zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen erklären. Allerdings weist die Theorie erhebliche methodische Schwächen auf. Die kulturelle Verzerrung der verwendeten IQ-Tests, die auf westlichen Standards basieren, ignoriert die unterschiedlichen Fähigkeiten, die in anderen Gesellschaften von Bedeutung sind. Außerdem wird die Rolle von sozioökonomischen Faktoren wie Bildung, Gesundheit und sozialer Ungleichheit weitgehend vernachlässigt. Diese Faktoren spielen jedoch eine entscheidende Rolle bei der Intelligenzentwicklung. Lynns Annahme, dass Korrelationen zwischen Klima und IQ Kausalität bedeuten, wird ebenfalls kritisiert, da alternative Erklärungen wie der wirtschaftliche Wohlstand realistischer sind.
Ein weiterer umstrittener Aspekt von Lynns Arbeit ist seine Verbindung zu rechtsextremen Kreisen und seine Zusammenarbeit mit dem Pioneer Fund, einer Organisation, die rassistische und eugenische Ideologien unterstützt. Diese Verbindungen untergraben die wissenschaftliche Neutralität seiner Forschung und machen seine Thesen anfällig für ideologische Missbräuche.
Intelligenz ist ein komplexes Phänomen, das durch eine Vielzahl von Faktoren beeinflusst wird – von Bildung über Kultur bis hin zu sozialen Bedingungen. Es ist wichtig, wissenschaftliche Integrität zu wahren und sich nicht von simplifizierten, genetischen Erklärungen leiten zu lassen, die rassistische Narrative befeuern. Stattdessen sollten wir uns für Chancengleichheit und Bildung einsetzen, um das volle Potenzial aller Menschen zu fördern.
Glossar
Cold Winter Theory: Eine Theorie von Richard Lynn, die besagt, dass Populationen in kälteren Klimazonen evolutionär höhere kognitive Fähigkeiten entwickelten, um in den harschen Bedingungen zu überleben. Diese Theorie wird verwendet, um Unterschiede in IQ-Werten zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen zu erklären.
IQ (Intelligenzquotient): Ein standardisierter Test, der verwendet wird, um die kognitiven Fähigkeiten einer Person im Vergleich zu einer Normstichprobe zu messen. Kritikern zufolge sind IQ-Tests oft kulturell voreingenommen, da sie auf westlichen Bildungssystemen basieren.
g-Faktor: Ein Konzept der allgemeinen Intelligenz, das von Charles Spearman entwickelt wurde. Es beschreibt die zugrunde liegende Fähigkeit, die in verschiedenen kognitiven Tests gemessen wird. Richard Lynn nutzte dieses Konzept, um Unterschiede in der Intelligenz zwischen Bevölkerungsgruppen zu erklären.
Korrelation: Eine statistische Beziehung zwischen zwei Variablen. In Lynns Theorie gibt es eine negative Korrelation zwischen Wintertemperaturen und IQ, was bedeutet, dass kältere Klimazonen mit höheren IQ-Werten verbunden sind.
Kausalität: Der Zusammenhang, bei dem eine Veränderung in einer Variablen direkt eine Veränderung in einer anderen verursacht. Ein häufiger Kritikpunkt an Lynns Theorie ist, dass er Korrelation mit Kausalität verwechselt.
Rasse: Ein umstrittenes Konzept, das oft zur Unterscheidung von Bevölkerungsgruppen auf der Grundlage physischer Merkmale verwendet wird. Lynn verwendete das Konzept von „Rassen“, um genetische Unterschiede in der Intelligenz zu erklären, obwohl moderne genetische Studien zeigen, dass es keine signifikanten genetischen Unterschiede zwischen sogenannten „Rassen“ gibt.
Confirmation Bias: Eine Tendenz, nur die Informationen zu suchen oder zu interpretieren, die die eigenen Überzeugungen bestätigen. Lynn wird vorgeworfen, nur Daten auszuwählen, die seine Hypothesen unterstützen, während er widersprüchliche Informationen ignoriert.
Pioneer Fund: Eine Stiftung, die sich auf die Förderung von Forschung zu genetischen Unterschieden zwischen Rassen spezialisiert hat und Eugenik-Ideologien unterstützt. Richard Lynn erhielt finanzielle Unterstützung vom Pioneer Fund, was zu Kritik an seiner wissenschaftlichen Neutralität führte.
Fußnoten
1. Eine kleine Auswahl:
Templer, D. I., & Arikawa, H. (2006): Diese Studie fand eine starke negative Korrelation zwischen Wintertemperaturen und IQ-Werten auf Länderebene.
Kanazawa, S. (2004, 2012): Kanazawa unterstützte die Cold Winter Theory mit der „Evolutionary Novelty Theory“ und zeigte, dass kalte Winter höhere kognitive Anpassungen erforderten.
Piffer, D. (2012): „On the genetic basis of intelligence across populations“ – Diese Arbeit identifizierte genetische Variationen, die mit Bildungserfolgen und Intelligenz in Bevölkerungen aus kalten Klimazonen korrelieren.
Rushton, J. P. (1995): „Race, Evolution, and Behavior“ – Unterstützt Lynns Thesen mit empirischen Daten zu Gehirngröße und Intelligenz in kalten Regionen.
2. Der Jensen-Effekt beschreibt ein Phänomen, bei dem Unterschiede in der allgemeinen Intelligenz (dem sogenannten g-Faktor) zwischen Gruppen besonders stark bei Tests auftreten, die diesen g-Faktor intensiv messen. Der g-Faktor ist eine Art Maß für die allgemeine kognitive Fähigkeit, die alle intellektuellen Aufgaben beeinflusst. Arthur Jensen stellte fest, dass solche Unterschiede bei ethnischen Gruppen (z. B. zwischen Schwarzen und Weißen in den USA) besonders ausgeprägt sind, wenn Tests entwickelt wurden, um den g-Faktor möglichst genau zu erfassen.
Tests, die die allgemeine Intelligenz (g-Faktor) messen, zeigen größere Unterschiede zwischen Gruppen, weil sie eher die kognitive Basis erfassen, die über viele Aufgaben hinweg nützlich ist.
Die Spearman-Jensen-Hypothese geht noch einen Schritt weiter: Sie behauptet, dass Intelligenzunterschiede zwischen ethnischen Gruppen hauptsächlich durch Unterschiede im g-Faktor erklärt werden können. Charles Spearman, der den g-Faktor ursprünglich definierte, und Arthur Jensen argumentierten, dass Unterschiede in spezifischen kognitiven Fähigkeiten (wie Gedächtnis oder mathematische Fähigkeiten) sekundär sind. Der Hauptunterschied liegt laut dieser Hypothese im g-Faktor selbst.
Diese Hypothese besagt, dass der allgemeine Intelligenzunterschied zwischen Gruppen hauptsächlich durch den g-Faktor bestimmt wird, während andere Fähigkeiten weniger wichtig sind.
3. In der Soziologie wird 'Rasse' als soziales Konstrukt behandelt, dass nur in der Interkation her- und dargestellt werden kann. "Der britische Soziologe Robert Miles spricht von racialization und meint damit, dass »gesellschaftliche Beziehungen zwischen Menschen durch die Bedeutungs konstruktion biologischer Merkmale dergestalt strukturiert werden, daß sie differenzierte gesellschaftliche Gruppen definieren und konstruieren« (Miles 1991: 1 00). Die gesellschaftliche Konstruktion von Rassen ist in der Regel mit[...] Wertungen und mit darauf beruhenden Praktiken der sozialen Ausgrenzung und Ausschließung verknüpft, auch wenn dies nicht in jedem Fall so deutlich und folgenreich ist wie bei der Konstruktion einer »jüdischen Rasse« durch die Nazis." (Sökefeld: 43f; Problematische Begriffe: Ethnizität, Rasse, Kultur, Minderheit)
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