Taubenschach auf der großen Bühne - Warum Naomi Seibt gefährlicher ist, als sie scheint
- Maria Tiede
- 28. Apr.
- 8 Min. Lesezeit
Dieser Artikel ist Anna gewidmet.
In Zeiten wachsender gesellschaftlicher Polarisierung gewinnen politische Influencer an Bedeutung, die sich jenseits klassischer Medienstrukturen inszenieren. Naomi Seibt, eine prominente Figur der Neuen Rechten, nutzt die Mechanismen sozialer Netzwerke. Die Verbreitung emotionaler Narrative und um das Vertrauen in demokratische Institutionen systematisch zu untergraben. Dieses Interview, geführt von Paul Ronzheimer, bietet einen aufschlussreichen Einblick in die Strategien moderner Gegenöffentlichkeiten.Doch. Wem bietet man eine Bühne und welche Folgen hat das?In diesem Text werden Seibts rhetorische Techniken analysiert, ihre politische Verankerung herausgestellt und diskutiert welche Verantwortung wir im öffentlichen Diskurses im Umgang mit solchen Akteuren haben.
Was erwartet die Leserschaft?
Dieser Beitrag gliedert sich in eine eingehende Analyse der wichtigsten Themenblöcke des Interviews, beleuchtet die rhetorischen und soziologischen Wirkmechanismen und schließt mit einer kritischen Diskussion darüber, ob Naomi Seibt öffentliche Plattformen erhalten sollte. Ziel ist es, Mechanismen der Manipulation sichtbar zu machen und die Bedeutung einer demokratischen Debattenkultur herauszuarbeiten.

1. Selbstinszenierung als verfolgte Libertäre
Bereits zu Beginn des Interviews inszeniert sich Naomi Seibt bewusst als Opfer. Eine junge Frau, die Deutschland angeblich aus Angst vor Bedrohungen verlassen musste und sich nun aus den USA für Meinungsfreiheit und Wahrheit einsetzt. Diese Erzählung ist kein Zufall. Die Betonung persönlicher Gefahren, etwa durch Bedrohungen von „Antifa“-Gruppen oder durch die Veröffentlichung ihrer Adresse, dient der Konstruktion eines Opfermythos. Wer als Opfer auftritt, immunisiert sich rhetorisch gegen jegliche Kritik. Die eigene politische Agenda wird damit nicht mehr als Angriff auf das demokratische System wahrgenommen, sondern als notwendige Verteidigung gegen ein unterdrückendes Establishment.
Auffällig ist dabei Seibts bewusste Unschärfe in der Selbstbezeichnung. Mal ist sie ‚freie Journalistin‘, mal ‚politische Influencerin‘ oder schlicht ‚Aufklärerin‘. Diese strategische Ambivalenz dient dazu, klassische journalistische Standards, wie Objektivität, Überprüfung oder kritische Distanz, zu umgehen. Gleichzeitig allerdings wird die Unabhängigkeit vom System quasi überbetont und sie stellt sich als neutrale Aufklärerin dar. Ihre Erzählweise emotionalisiert stark bspw. durch die Einbindung von Familie, persönlichen Ängsten und Bedrohungserfahrungen lenkt das Gespräch weg von überprüfbaren Fakten hin zu emotionaler Zustimmung.
Soziologisch betrachtet spiegelt Seibt damit eine Dynamik wider, die in vielen westlichen Gesellschaften zu beobachten ist. Die Entstehung von Gegenöffentlichkeiten, die bewusst ein tiefes Misstrauen gegen staatliche Institutionen und etablierte Medien generieren. In ihrer Erzählung erscheint die Bundesrepublik Deutschland nicht als demokratischer Rechtsstaat, sondern als ein repressives System, in dem freie Meinungsäußerung zunehmend gefährdet ist. Der Effekt ist eine verstärkte gesellschaftliche Polarisierung, in der gemäßigte Positionen immer stärker diskreditiert werden und Extrempositionen normal erscheinen.
Kritische Bewertung.
Naomi Seibt nutzt eine emotionale Opferinszenierung, um politische Agenda als individuelle Notwehr darzustellen. Ihr verschwommener Rollenbegriff untergräbt journalistische Standards und fördert das gesellschaftliche Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen.
2. Seibt als ‚Hauptquelle‘ für Elon Musk – ein politisches Instrument
Einer der erstaunlichsten Aspekte des Interviews ist Naomi Seibts Offenheit über ihren Einfluss auf Elon Musk. Sie schildert, wie sie, beinahe zufällig, in Musks Algorithmus auf Twitter auftauchte und von da an vermehrt als Informationsquelle über Deutschland und die AfD fungierte. Was zunächst harmlos wirken mag, offenbart bei genauerer Analyse einen paradigmatischen Wandel. Privatpersonen ohne journalistische Qualifikation übernehmen zunehmend die Rolle klassischer Informationsvermittler oft ohne kritische Einordnung oder faktische Absicherung.
Seibt selbst beschreibt, wie sie Musk aktiv mit Informationen versorgte, etwa über die angebliche mediale Verzerrung der AfD oder über angebliche Bedrohungen der Meinungsfreiheit in Deutschland. Ihre Darstellung zeigt, dass Musk seine politische Haltung zu Deutschland und zur AfD in großem Maß auf Grundlage ihrer einseitigen Perspektive entwickelte. Seibt selbst formuliert dies stolz, bezeichnet sich als ‚Katalysator‘ der politischen Meinungsbildung eines der reichsten Männer der Welt.
Rhetorisch wird hier eine bemerkenswerte Verschiebung sichtbar. Seibt tritt nicht als neutrale Berichterstatterin auf, sondern als politisch hoch engagierte Aktivistin, die aktiv in den politischen Diskurs eingreift. Ihre Vermittlung ist selektiv, auf Emotionalisierung angelegt und blendet kritische Perspektiven konsequent aus. Trotzdem wird sie von Musk offenbar als vertrauenswürdige Quelle angesehen. Ein Befund, der die Erosion klassischer journalistischer Autoritäten illustriert.
Soziologisch betrachtet steht diese Entwicklung exemplarisch für eine neue Art der Informationsökonomie. Persönliche Netzwerke, emotionale Nähe und ideologische Übereinstimmung ersetzen überprüfbare Fakten und institutionelle Glaubwürdigkeit. Diese Verschiebung trägt zur Fragmentierung des öffentlichen Diskurses bei und macht ihn anfälliger für Vereinfachung, Emotionalisierung und Manipulation.
Kritische Bewertung.
Seibt instrumentalisiert private Kanäle zur politischen Einflussnahme, ohne journalistische Standards zu beachten. Ihr Vorgehen steht exemplarisch für eine gefährliche Entprofessionalisierung der politischen Meinungsbildung.
3. Selbstbild zwischen Journalismus und Propaganda. Rhetorik der Selbstentlastung
Im Gespräch mit Paul Ronzheimer ringt Naomi Seibt auffällig um ihre eigene Rollenbeschreibung. Auf der einen Seite will sie als politische Aufklärerin ernst genommen werden, auf der anderen Seite verweigert sie sich konsequent jeder professionellen oder institutionellen Einordnung. Auf direkte Nachfrage erklärt sie, sie sei ‚keine klassische Journalistin‘, sondern sehe sich selbst eher als freie Influencerin, die aus persönlicher Überzeugung heraus agiere.
Dieses rhetorische Manöver dient einer klaren Entlastungsstrategie. Indem sie sich weder strikt dem Journalismus noch klar dem politischen Aktivismus zuordnet, will sie sich der Verantwortung entziehen, die mit beiden Rollen einhergeht. Gleichzeitig reklamiert sie für sich den moralischen Anspruch der Unabhängigkeit und Wahrhaftigkeit. Diese doppelte Strategie – moralische Aufwertung bei gleichzeitiger Verantwortungsverweigerung – ist ein zentrales Merkmal moderner rechter Gegenöffentlichkeiten.
Soziologisch ist dieses Verhalten hochrelevant. Seibt demonstriert eine typische Logik neuer politischer Bewegungen, die klassische Autoritäten (etablierte Medien, Wissenschaft, Institutionen) ablehnen, aber gleichzeitig deren gesellschaftliche Legitimation für sich selbst beanspruchen. Das erzeugt eine hybride Identität. Seibt agiert mit dem Pathos der Wahrheitssucherin, aber ohne die Belastung, Standards der Faktentreue, Recherche oder pluralistischen Abwägung einhalten zu müssen.
Kritische Bewertung.Naomi Seibt verschleiert bewusst ihre tatsächliche politische Agenda, indem sie sich zwischen Journalismus und Aktivismus positioniert. Diese strategische Unschärfe schwächt die demokratische Diskurskultur und begünstigt die Verbreitung einseitiger Narrative.
4. Verhältnis zur AfD. Relativierung und ideologische Nähe
Ein zentrales Thema des Interviews ist Seibts Verhältnis zur Alternative für Deutschland (AfD). Obwohl sie betont, keine formelle Parteizugehörigkeit zu haben, wird schnell deutlich, dass sie nicht nur Sympathisantin, sondern aktive Unterstützerin der Partei ist. Ihre Tweets und Videos, in denen sie behauptet, „nur die AfD könne Deutschland retten“, lassen an ihrer ideologischen Nähe keinen Zweifel.
Auf kritische Nachfragen hin betreibt Seibt eine ausgefeilte rhetorische Relativierungsstrategie. Sie räumt ein, es gebe in der AfD problematische Personen, bestreitet jedoch, dass diese den Charakter der Partei prägen würden. Besonders auffällig ist ihre Verteidigung von Björn Höcke, den sie, entgegen breiten wissenschaftlichen und medialen Analysen, nicht als rechtsradikal einstuft. Durch diese selektive Wahrnehmung versucht Seibt, den Vorwurf einer Unterstützung extrem rechter Positionen zu entkräften, während sie gleichzeitig weiterhin das Kernnarrativ der AfD bedient.
Aus soziologischer Sicht offenbart diese Strategie eine Form der Normalisierung extremistischer Diskurse. Indem problematische Aspekte bagatellisiert und die Partei als Verteidigerin von Freiheit und Demokratie inszeniert wird, verschiebt sich die politische Mitte nach rechts. Das öffnet Räume für Positionen, die früher klar als radikal galten.
Kritische Bewertung.Seibt betreibt eine strategische Entlastung der AfD, indem sie extremistische Strömungen verharmlost. Damit trägt sie aktiv zur schleichenden Normalisierung radikaler politischer Positionen in der gesellschaftlichen Mitte bei.
5. Apokalyptisches Gesellschaftsbild. Die EU als „tyrannische Bewegung“
Im weiteren Verlauf des Interviews zeichnet Naomi Seibt ein dystopisches Bild Europas. Sie behauptet, innerhalb der EU entwickle sich eine „tyrannische Bewegung“, die gezielt gegen Meinungsfreiheit und demokratische Rechte arbeite. Die EU-Staaten würden untereinander in autoritärer Weise kooperieren, um Dissens zu unterdrücken. Als Beleg führt Seibt unter anderem an, dass Elon Musk sich aus Sicherheitsgründen angeblich nicht mehr nach Europa traue.
Rhetorisch ist diese Passage geprägt von Dramatisierung und Verschwörungsnarrativen. Begriffe wie ‚Tyrannei‘, ‚Deep State‘ und die Gleichsetzung von Regierungshandeln mit diktatorischen Methoden bedienen eine emotionale Rhetorik der Angst und des Misstrauens. Es handelt sich dabei um klassische Merkmale rechter Populismuskommunikation. Systemische Komplexität wird vereinfacht, demokratische Strukturen werden als Bedrohung dargestellt.
Soziologisch betrachtet verstärkt diese apokalyptische Rhetorik den gesellschaftlichen Dualismus zwischen ‚dem Volk‘ und ‚den Eliten‘. Sie delegitimiert demokratische Institutionen und öffnet den Diskurs für autoritäre Lösungen. In einer solchen Rhetorik wird nicht mehr um politische Reformen gerungen, sondern das gesamte politische System als feindliches Konstrukt dargestellt.
Kritische Bewertung.Seibt schürt durch apokalyptische Narrative gezielt Angst und Misstrauen gegenüber demokratischen Institutionen. Ihre Rhetorik schwächt die demokratische Kultur und bereitet den Boden für autoritäre Denkmuster.
6. Vergleiche mit der NS-Zeit. Geschichtsrelativierung als politische Waffe
Einer der problematischsten Aspekte des Interviews ist Seibts wiederholte Gleichsetzung aktueller politischer Entwicklungen mit den Methoden der nationalsozialistischen Diktatur. Sie stellt Parallelen zwischen Impfpflichtdebatten und der Einschränkung der Meinungsfreiheit durch die Nazis her, bezeichnet Deutschland als ‚Propagandastaat‘ und spricht sogar im Zusammenhang mit Friedrich Merz von einem ‚vierten Reich‘.
Diese Vergleiche sind nicht nur historisch unhaltbar, sie sind rhetorisch brandgefährlich. Sie relativieren die Singularität der NS-Verbrechen und schwächen die gesellschaftliche Erinnerungskultur. Indem demokratische Politiker und Maßnahmen mit NS-Methoden gleichgesetzt werden, wird der öffentliche Diskurs radikalisiert und moralisch entgrenzt.
Soziologisch betrachtet handelt es sich um einen gezielten Angriff auf die historische Identität Deutschlands. Die Erinnerung an den Holocaust wird instrumentalisiert und zugleich entwertet. Das erleichtert es, neue extremistische Narrative zu legitimieren, indem man demokratische Systeme als latent diktatorisch diskreditiert.
Kritische Bewertung.Seibt betreibt eine gefährliche Relativierung der NS-Verbrechen, indem sie demokratische Entwicklungen in Deutschland mit der Nazi-Diktatur gleichsetzt. Das unterminiert die historische Verantwortung und schwächt die Grundlagen der politischen Kultur.
7. Persönlichkeitsprofil Naomi Seibt. Libertäre Rebellin oder nützliche Aktivistin?
Am Ende des Interviews zeichnet sich ein deutliches Bild von Naomi Seibt ab. Sie sieht sich selbst als libertäre Aufklärerin, die für Meinungsfreiheit kämpft und zugleich eine Brücke zwischen Bürgern und Parteien schlagen will. Tatsächlich agiert sie jedoch als hochpolitische Aktivistin, die eng mit der AfD verbunden ist und deren Kernnarrative verbreitet.
Seibt präsentiert sich rhetorisch geschickt. Sie inszeniert Unabhängigkeit, während sie klar parteiisch agiert. Sie verweigert formelle Bindungen, während sie ideologisch tief verankert ist. Ihre Strategie ist nicht neue, sondern klassische Technik der Gegenöffentlichkeiten. Nähe zur Basis behaupten, institutionelle Verantwortung ablehnen und emotionale Narrative dominieren lassen.
Gesellschaftlich gesehen steht Seibt exemplarisch für eine neue Generation politischer Akteure, die jenseits klassischer Institutionen agieren und damit die demokratische Öffentlichkeit tiefgreifend verändern. Ihre Aktivitäten tragen dazu bei, Misstrauen zu säen, historische Verantwortung zu relativieren und extremistische Positionen zu normalisieren.
Kritische Bewertung.Naomi Seibt steht für eine gefährliche neue Form des politischen Aktivismus. ideologisch radikal, rhetorisch geschickt, institutionell ungebunden und damit besonders wirksam in der Destabilisierung demokratischer Diskurse.
Öffentliche Bühne für Naomi Seibt – Yay oder Nay
Die Frage, ob Naomi Seibt eine öffentliche Bühne erhalten sollte, lässt sich nicht nur mit dem Hinweis auf Meinungsfreiheit beantworten. Gerade im Fall von Personen wie Seibt, die bewusst mit emotional aufgeladenen, einseitigen und ideologisch radikalisierten Inhalten arbeiten, ist Zurückhaltung geboten und zwar aus vier entscheidenden Gründen.
1. BrunnenvergiftungDurch gezielte Desinformation und historische Relativierungen wird der öffentliche Diskurs nachhaltig vergiftet. Wer narrative Vergleiche zwischen Impfpflichtdebatten und NS-Verbrechen verbreitet oder die Europäische Union als „tyrannische Bewegung“ darstellt, verschiebt die Grenzen des Sagbaren. Schon das bloße Wiederholen solcher Extremnarrative, selbst in kritischer Auseinandersetzung, kann die Begriffe und Deutungen nachhaltig kontaminieren.
2. "Flood the Zone with Shit"Steve Bannons berüchtigte Strategie („Flood the zone with shit“) zielt darauf ab, den öffentlichen Raum mit so vielen Halbwahrheiten, Übertreibungen und emotionalen Deutungen zu überfluten, dass eine rationale Debatte unmöglich wird. Naomi Seibt operiert genau mit dieser Technik. Durch eine Mischung aus realen Bedrohungen, verschwörungstheoretischen Anspielungen und massiven Übertreibungen entsteht eine Kakophonie, in der differenzierte Analysen untergehen.
3. TaubenschachDiskussionen mit extrem ideologisch gefestigten Akteuren verlaufen oft nach dem Prinzip des ‚Taubenschachs‘. Man kann noch so sauber argumentieren – die Gegenseite ignoriert Regeln, Fakten und Logik und beansprucht dennoch den moralischen Sieg. Seibt demonstriert diese Dynamik mustergültig. Widersprüche, Unwahrheiten oder selektive Wahrnehmungen werden nicht als Schwäche erkannt, sondern als Beweis für die eigene ‚Unbeugsamkeit‘ umgedeutet.
4. Legitimitätsfrage.Schließlich stellt sich die einfache, aber entscheidende Frage. Wer ist Naomi Seibt eigentlich, dass sie ein solches Forum verdient?Seibt besitzt keine wissenschaftliche oder journalistische Qualifikation, keine demokratische Mandatierung und keine herausragende gesellschaftliche Relevanz. Ihre Sichtbarkeit basiert nicht auf Exzellenz, sondern auf gezielter Empörungsproduktion.Einer radikalen Minderheitsmeinung eine so große Plattform zu bieten, trägt zur Beschädigung der demokratischen Gesellschaft bei. Die Veröffentlichung von populistischen Meinungen und Lügen leistet dem Extremismus, in diesem Fall aus dem rechten Spektrum, Vorschub. Gerade Personen die sich qualitativ nur auf Meinungen stützen, mit sogenannten alternativen Fakten zu Wort kommen zu lassen verwässert die Qualität des öffentlichen Diskurses. Damit wird das Expertentum faktisch abgeschaftt.
Zusammenfassung der Gegenposition.
Naomi Seibt nicht einzuladen, bedeutet nicht, Meinungsfreiheit einzuschränken. Es bedeutet, die demokratische Debattenkultur zu schützen. Öffentliche Aufmerksamkeit ist eine Ressource, die verantwortungsvoll vergeben werden muss. Wer brunnenvergiftende Narrative, Desinformationsstrategien und extreme Geschichtsrelativierung verbreitet, sollte nicht belohnt, sondern kritisch beobachtet und konsequent faktisch gestellt werden.
Fazit und Ausblick
Der Fall Naomi Seibt steht symptomatisch für eine neue Ära der politischen Kommunikation. Emotionalisierte Einzelstimmen ersetzen überprüfte Fakten, ideologische Engführungen verdrängen pluralistische Diskurse. Plattformen wie Twitter bieten dabei den idealen Resonanzraum für diese Dynamik.
Seibt zeigt, wie geschickt die neuen Akteure darin sind, klassische Kategorien von Journalismus, Aktivismus und Propaganda zu verwischen. Ihre Auftritte belegen, es reicht nicht, Meinungsfreiheit zu verteidigen, man muss auch die Qualität der öffentlichen Debatte schützen.
Die entscheidende Frage bleibt.
Wem geben wir Gehör – und mit welchem Maßstab?
Wir, als Vertreterinnen, demokratischer Gesellschaften müssen lernen, zwischen berechtigtem Dissens und gezielter Destabilisierung zu unterscheiden. Nur so können wir verhindern, dass die offene Gesellschaft durch die Instrumente ihrer Offenheit selbst untergraben wird.
Comments