Machtspiele im Oval Office: Wie Trump die Ukraine unter Druck setzt – und was Selenskyj daraus lernen muss
- Maria Tiede
- 6. März
- 11 Min. Lesezeit
In einer Welt, in der globale Konflikte immer schneller eskalieren und internationale Beziehungen zunehmend von Machtspielen und emotional aufgeladenen Rhetoriken geprägt sind, sticht das 46-minütige Treffen zwischen Donald Trump, Wolodymyr Selenskyj und JD Vance als ein besonders brisantes Beispiel hervor. Letzten Freitag fand dieses hochkarätige Treffen im Oval Office statt – ein Moment, der nicht nur Schlagzeilen machte, sondern auch die Grundlagen der internationalen Diplomatie in Frage stellte.
In diesem Artikel beleuchte ich anhand des Eskalationsmodells von Friedrich Glasl das Gespräch und wie es sich in verschiedene Phasen entwickelt hat. Mit Hilfe fundierter Erkenntnisse aus der Rhetorik und den Theorien der Power Politics zeige ich auf, wie aggressive Rhetorik, strategische Drohungen und der Verlust von Verhandlungsmacht die Dynamik zwischen den Akteuren prägten – und welche Konsequenzen ein ungebremster Eskalationspfad in einem Worst-Case-Szenario haben könnte.
Diese Analyse ist ein Aufruf, die Bedeutung von Deeskalation und konstruktivem Dialog in einer zunehmend polarisierten Welt neu zu überdenken. Angesichts aktueller Entwicklungen – wie Selenskyjs öffentlichen Danksagungen auf Twitter und den Vorbereitungen für ein neues Treffen zwischen den Teams beider Seiten – wird deutlich, dass hinter der harten Fassade der politischen Rhetorik auch ein dringender Bedarf an Zusammenarbeit und Vertrauen steht.
1. Theoretischer Rahmen
1.1 Glasls Eskalationsmodell
Friedrich Glasl teilt Konflikte in neun Eskalationsstufen ein, die sich in drei übergeordnete Phasen gliedern:
Phase 1 (Win-Win): Stufen 1–3
In dieser Anfangsphase sind beide Parteien noch in der Lage, konstruktiv miteinander zu verhandeln. Differenzen sind vorhanden, können aber durch Dialog und Kompromiss gelöst werden.
Phase 2 (Win-Lose): Stufen 4–6
Hier entwickelt sich der Konflikt in eine Auseinandersetzung, in der ein Gewinner und ein Verlierer klar definiert werden. Strategische Machtspiele, Gesichtsverluste und Drohstrategien dominieren.
Phase 3 (Lose-Lose): Stufen 7–9
In dieser ultimativen Eskalationsphase erleiden beide Seiten irreparable Schäden – ein Szenario, das nicht nur für die Konfliktparteien, sondern für die internationale Stabilität katastrophal wäre.

1.2 Power Politics und ihre Bedeutung für das Treffen
Internationale Beziehungen sind selten von Idealen und Moral geleitet – vielmehr dominieren Macht, strategische Interessen und geopolitische Zwänge. Die Theorie der Power Politics beschreibt, wie Staaten (und politische Akteure) ihre Interessen nicht durch Kooperation, sondern durch die Ausübung von Macht – sei es militärisch, wirtschaftlich oder rhetorisch – durchsetzen. In einer Welt ohne übergeordnete Instanz, die Regeln durchsetzen könnte, basiert Diplomatie häufig auf dem Prinzip „Macht schafft Realität“.
Warum ist das relevant für dieses Treffen?Trumps Verhalten im Oval Office spiegelt genau diese Denkweise wider. Seine Drohung, die Ukraine-Hilfen einzustellen, und sein berühmtes Zitat „You have no cards without us“ (00:48:34) sind klassische Beispiele für Power Politics. Trump macht klar, dass die USA über eine strategische Machtposition verfügen und diese nutzen, um die Ukraine zu beeinflussen.
Power Politics ist dein Schlüssel zum Verständnis, warum dieses Treffen nicht nur eine hitzige Diskussion, sondern eine strategische Machtdemonstration war. Trumps rhetorische Angriffe und seine wirtschaftlichen Drohungen sind nicht zufällig gewählt – sie sind Teil eines klassischen Machtspiels, in dem die Ukraine nicht als souveräner Verhandlungspartner, sondern als abhängiger Akteur dargestellt wird. Das Treffen im Oval Office ist daher nicht nur ein diplomatisches Ereignis, sondern ein Paradebeispiel für geopolitische Machtdynamiken im 21. Jahrhundert.
2. Chronologische Analyse des Treffens
Das Treffen, das letzten Freitag stattfand, zeigt eine deutliche Entwicklung von konstruktiven Ansätzen zu einem harten Machtkampf. Ich stütze meine Analyse auf das vorliegende Transkript () und ordne zentrale Aussagen den Eskalationsstufen nach Glasl zu.
2.1 Eröffnungsphase – Stufe 1: Verhärtung (00:00:01 – 00:00:34)
Trump eröffnet:„Well, thank you very much, it's an honor to have President Zalinski of Ukraine and we've been working very hard… we've actually known each other for a long time… we had little negotiation spat but that worked out great…“
Analyse:In den ersten Sekunden wird ein formeller, aber bereits dominanter Ton gesetzt. Trump hebt die lange Zusammenarbeit hervor und relativiert frühere Differenzen als „kleine Spatzen“. Dies signalisiert, dass er die Kontrolle über den Dialog an sich reißen will. Gemäß Glasl befindet sich diese Phase noch im Win-Win-Bereich, da konstruktive Lösungsansätze theoretisch möglich gewesen wären.
Meine Sicht: Hier hätte ein sachlicher Dialog über gemeinsame Ziele dazu beitragen können, das Konfliktpotenzial zu minimieren.
2.2 Debattenphase – Stufe 2: Debatte und Polemik (ca. 00:09:13 – 00:09:42)
Trump (00:09:13 – 00:09:42):„I think once we make the agreement that's going to be 95% of it… I've spoken with President Putin and I feel very strong… let me make the deal first. I don't worry about security right now… because last week 2,000 soldiers died on both sides…“
Analyse:Hier verschärft sich die Debatte. Trump definiert den Abschluss eines Deals als oberste Priorität und schiebt Sicherheitsfragen bewusst auf später – trotz des emotionalen Appells, dass 2.000 Soldaten auf beiden Seiten starben. Diese Diskrepanz zwischen der Betonung des Deals und der Relativierung der Sicherheit ist typisch für Glasls Stufe 2: Hier prallen Positionen heftig aufeinander, es entsteht eine polemische Auseinandersetzung, die jedoch noch nicht in konkrete Handlungen übergeht.
Meine Perspektive: In diesem Abschnitt hätte es der Ukraine gutgetan, wenn Selenskyj gezielt nachgefragt hätte, wie diese scheinbare Ignoranz der Sicherheitsaspekte mit den realen Bedürfnissen seines Landes in Einklang gebracht werden kann. Ein sachliches Hinterfragen hätte Trumps aggressive Rhetorik unterlaufen können.
2.3 Übergang in die Eskalationsphase – Stufe 3: Taten statt Worte (ca. 00:13:27 – 00:13:57)
Trump (00:13:27 – 00:13:57):„…and I don't want to have that. You know, think of the parents, think of whether they're in Russia or Ukraine, think of the parents of all these people being killed needlessly…“
Reaktion von Selenskyj (ab ca. 00:13:57):Selenskyj zeigt durch leichtes Kopfschütteln, ein verzogenes Gesicht und hochgezogene Augenbrauen sein Unverständnis. Kurz darauf korrigiert er den Diskurs mit den Worten: „They came to our territory.“
Analyse:Diese Sequenz markiert den Übergang von Stufe 2 zu Stufe 3. Trump setzt einen intensiven, emotionalen Appell ein, um moralischen Druck aufzubauen, während Selenskyj versucht, den Fokus auf den territorialen Angriff zu lenken. In Stufe 3 – „Taten statt Worte“ – wird deutlich, dass die rein verbale Auseinandersetzung nicht mehr ausreicht, um den Konflikt zu entschärfen. Stattdessen verfestigt sich die Frontstellung, in der emotionale und symbolische Akte (wie das Hervorheben der territorialen Integrität) dominieren.
Meine Bewertung:Selenskyjs knappe Reaktion zeigt, dass er sich in einem Kreislauf von rhetorischen Angriffen befindet, ohne eigene konstruktive Maßnahmen zu ergreifen. Eine stärkere, selbstbewusste Gegenstrategie hätte den Diskurs umgestalten können.
2.4 Win-Lose-Dynamik – Stufen 4 bis 6 (ca. 00:16:00 – 00:19:41)
Trump und Vance – Drohungen:Ab ca. 00:16:00 nimmt die Rhetorik eine klare Win-Lose-Dynamik an. Trump und JD Vance formulieren ultimative Forderungen. Ein zentrales Zitat findet sich bei 00:48:34, wo Trump sagt:„You have no cards without us.“Daneben erklärt Trump:„You're either going to make a deal, or we're out.“
Analyse:Diese Phase entspricht Glasls Stufen 4 bis 6. Hier versucht Trump, seine überlegene Machtposition klar darzustellen, indem er den Eindruck vermittelt, dass die Ukraine ohne die Unterstützung der USA keine Verhandlungsmacht hat – ein typisches Element der Power Politics. Power Politics, also die Politik der Machtausübung, besagt, dass Staaten in einer anarchischen Weltordnung ihre Interessen vor allem durch Stärke und Machtprojektion durchsetzen. Trump nutzt diese Denkweise, um die Ukraine als politisch und wirtschaftlich abhängig zu positionieren.Gleichzeitig führt die aggressive Rhetorik zu einem Gesichtsverlust bei Selenskyj, der zunehmend in der Defensive agiert und seine eigene Position nicht ausreichend verteidigt.
Meine Sicht:Diese Phase verdeutlicht, wie ein Machtungleichgewicht den Dialog zerstört. Die aggressive Sprache und die Drohstrategien halten den Konflikt in einer Win-Lose-Dynamik fest, in der sich Selenskyj als schwächerer Akteur präsentiert. Hier hätte eine konsequentere, selbstbewusste Gegenstrategie – etwa durch gezielte Rückfragen – den Machtkampf aufbrechen können.
2.5 Theoretisches Worst-Case-Szenario – Stufen 7 bis 9
Obwohl das Treffen selbst nicht in die höchste Eskalationsstufe überging, zeigen Glasls Modell und die Prinzipien der Power Politics, dass eine ungebremste Weiterentwicklung des Konflikts katastrophale Konsequenzen haben könnte. Sollte die derzeitige Dynamik anhalten oder sich verschärfen, könnten sich folgende Szenarien ergeben:
Stufe 7 – Begrenzte Vernichtungsschläge: Eskalation auf politischer und wirtschaftlicher Ebene
In dieser Phase beginnt ein gezieltes Schwächen des Gegners durch konkrete Maßnahmen. Während Drohungen und Machtdemonstrationen bereits in vorherigen Stufen existieren, werden sie hier in realen Handlungen umgesetzt.
Mögliche Entwicklungen:
Wirtschaftliche Sanktionen und Druckmittel
Die USA könnten ihre finanzielle Unterstützung der Ukraine weiter aussetzen oder drastisch reduzieren. Trumps Machtspiel um die Hilfen war bereits in diesem Gespräch sichtbar (Zitat: „You have no cards without us“, 00:48:34). Falls Trump seine Position weiter radikalisiert und als offizieller US-Präsident agiert, könnte dies zu einem völligen Stopp oder einer Reduktion der US-Militärhilfe führen.
Gezielte Destabilisierung der Ukraine
In der internationalen Politik gilt: Wer einen Staat wirtschaftlich und politisch schwächt, beeinflusst langfristig dessen Handlungsfähigkeit. Falls die USA ihre Unterstützung zurückfahren oder Bedingungen knüpfen, die Selenskyjs Regierung innenpolitisch unter Druck setzen, könnte dies zu Spaltungen innerhalb der Ukraine führen.
Mediale und diplomatische Angriffe
In dieser Phase könnten auch öffentliche Bloßstellungen, Fake News und politische Diffamierungen zunehmen – sowohl von Trumps Lager als auch von russischen Akteuren, die gezielt versuchen könnten, die Ukraine als zerstritten und hilflos darzustellen.
Diese Eskalation wäre eine direkte Folge der Power Politics, in der politische und wirtschaftliche Hebel gezielt genutzt werden, um die Ukraine strategisch in eine schwächere Position zu bringen.
Stufe 8 – Zersplitterung: Innenpolitische Instabilität und geopolitische Unsicherheit
Die nächste Eskalationsstufe würde eintreten, wenn sich die Konfliktparteien nicht mehr als rationale Akteure verhalten, sondern vor allem mit destruktiven Maßnahmen gegeneinander arbeiten. In der internationalen Politik würde das bedeuten: Politische Spaltungen in der Ukraine, sinkendes Vertrauen in Selenskyj und ein gefährlicher Vertrauensverlust in die USA als Partner.
Mögliche Entwicklungen:
Interne politische Konflikte in der Ukraine
Falls Selenskyj nachgibt und Trumps Bedingungen (z. B. für Verhandlungen mit Russland) akzeptiert, könnte dies zu einem massiven innenpolitischen Bruch führen. Nationalistische Kräfte in der Ukraine könnten sich gegen ihn wenden, was seine politische Handlungsfähigkeit weiter einschränken würde.
Verlust der US-Unterstützung als strategischer Faktor
Trumps Signal „Make a deal, or we're out“ (00:48:10) zeigt, dass er bereit ist, die Ukraine fallenzulassen, falls sie nicht seinen Vorstellungen entspricht. Sollte Trump diese Haltung weiter verfolgen, wäre das für die Ukraine eine diplomatische Katastrophe: Die USA wären als größter Verbündeter unzuverlässig, was nicht nur militärische, sondern auch geopolitische Folgen hätte.
Verschärfung der russischen Strategie
Russland könnte eine politisch und wirtschaftlich angeschlagene Ukraine als Einladung zur Eskalation betrachten. Ohne verlässliche US-Unterstützung und mit innenpolitischen Spannungen könnte Putin seinen Einfluss weiter ausbauen – entweder durch geheime Verhandlungen mit prorussischen Akteuren in der Ukraine oder durch eine weitere Eskalation im Krieg.
In dieser Stufe wäre der Schaden für die Ukraine bereits immens. Ohne externe Unterstützung, mit wachsendem innenpolitischem Druck und mit einer Russland-freundlicheren US-Regierung hätte das Land kaum noch eigene Handlungsspielräume.
Stufe 9 – Gemeinsam in den Abgrund: Die völlige Destabilisierung der Ukraine und der internationalen Ordnung
Die finale Eskalationsstufe wäre erreicht, wenn die Ukraine in einen Zustand völliger Destabilisierung übergeht und sich die internationale Ordnung durch das Fehlen eines verlässlichen Sicherheitsrahmens verschlechtert.
Mögliche Entwicklungen:
Eskalation in einen ‚eingefrorenen Konflikt‘
Falls Trump die Ukraine-Hilfen einstellt und europäische Staaten nicht ausgleichen können, könnte sich der Ukraine-Krieg in einen jahrelangen eingefrorenen Konflikt verwandeln – ähnlich wie der Georgien-Krieg 2008 oder der Donbas-Konflikt von 2014 bis 2022. Ein solcher Stillstand würde nicht nur der Ukraine schaden, sondern auch die internationale Sicherheitsordnung untergraben.
Russland als geopolitischer Gewinner
Ohne klare US-Unterstützung und mit einer innenpolitisch geschwächten Ukraine könnte Russland seinen Einfluss massiv ausbauen. Putin könnte dies als Beweis werten, dass westliche Bündnisse instabil sind und sich weitere militärische Schritte gegen andere osteuropäische Staaten überlegen.
Erosion der transatlantischen Beziehungen
Sollte Trump die US-Beteiligung an der Ukraine weiter zurückfahren, könnte dies das transatlantische Verhältnis zwischen den USA und Europa nachhaltig beschädigen. Die EU müsste sich entscheiden, ob sie die Unterstützung alleine weiterführt – was zu internen Konflikten innerhalb der NATO und der Europäischen Union führen könnte.
Spannungen mit China und Russland
Eine durch westliche Uneinigkeit geschwächte Ukraine könnte auch von China als Testfall gesehen werden, um zu analysieren, wie weit man im Taiwan-Konflikt gehen kann. Eine instabile NATO und ein schwacher Westen könnten geopolitische Risiken in anderen Regionen verstärken.
3. Aktuelle Entwicklungen und Kontext
Die derzeitige Situation befindet sich – basierend auf Glasls Eskalationsmodell – zwischen Stufe 3 („Taten statt Worte“) und Stufe 6 („Drohstrategien“) mit einzelnen Elementen aus Stufe 7 („Begrenzte Vernichtungsschläge“) durch die ausgesetzten US-Hilfen.
Was passiert aktuell zur Deeskalation?
Selenskyjs Twitter-Diplomatie:
Nach dem Treffen bedankte sich Selenskyj öffentlich bei internationalen Partnern – ein Zeichen, dass die Ukraine ihre diplomatische Strategie neu ausrichtet, um die Abhängigkeit von Trump zu minimieren.
Internationale Vermittlungsgespräche:
Die EU-Staaten haben ihre Bemühungen intensiviert, alternative Unterstützungskanäle für die Ukraine zu schaffen.
Geheimgespräche zwischen den Teams:
Die Teams von Trump und Selenskyj bereiten ein weiteres Treffen vor – ein Indikator, dass auf beiden Seiten noch Raum für eine Kurskorrektur besteht.
Diese Entwicklungen zeigen, dass der Übergang in die gefährlichste Eskalationsstufe noch verhindert werden kann – aber nur, wenn klare diplomatische Strategien entwickelt werden. Ohne eine kontrollierte Deeskalation droht ein geopolitischer Machtverlust der Ukraine, eine Spaltung des Westens und eine Stärkung Russlands.
Power Politics als Ursache – und mögliche Lösung:Trump nutzt Power Politics als Druckmittel – doch genau dieses Machtspiel könnte durch geschickte Verhandlungsführung aufgebrochen werden. Die Ukraine und ihre Verbündeten müssen eine Strategie entwickeln, die Trumps transaktionale Politik in einen strukturierten, langfristigen Sicherheitsrahmen lenkt. Gelingt dies nicht, könnte der Konflikt eine Spirale erreichen, die für alle Beteiligten verheerend wäre.
Das Worst-Case-Szenario ist nicht nur eine theoretische Überlegung – es ist eine reale Gefahr, wenn der Konflikt nicht aktiv deeskaliert wird. Die nächsten Wochen werden zeigen, ob die Ukraine und ihre internationalen Partner es schaffen, das Machtspiel der Power Politics auszugleichen – oder ob sie sich in einer Eskalationsdynamik verlieren, aus der es kaum noch ein Zurück gibt.
4. Schlussfolgerung und Ausblick aus meiner Perspektive
Aus meiner Sicht zeigt das Treffen, dass die Verhandlungen zwischen Trump, Selenskyj und JD Vance in den Eskalationsstufen 2 und 3 verharren – ein Zustand, in dem aggressive Rhetorik und emotionale Provokationen dominieren. Trump nutzt Power Politics, um seine eigene Überlegenheit zu demonstrieren, während Selenskyj sich in der Defensive befindet und somit an Verhandlungsstärke verliert.
Kernaussagen meiner Analyse:
Dominanz durch emotionale Provokation:
Trump setzt mit emotionalen Appellen und strategischen Drohungen (z. B. das „no cards“-Zitat ab 00:48:34) auf Machtpolitik, um den Dialog zu kontrollieren.
Defensive Reaktionen und Gesichtsverlust:
Selenskyjs Versuch, durch die Betonung des territorialen Angriffs („They came to our territory“) den Diskurs umzukehren, reicht nicht aus, um die aggressive Win-Lose-Dynamik zu durchbrechen.
Gefahr einer weiteren Eskalation:
Ohne gezielte Deeskalationsmaßnahmen könnte der Konflikt in die lose lose Phase (Stufen 7–9) übergehen, was zu wirtschaftlicher Isolation, interner Destabilisierung und einer globalen Vertrauenskrise führen würde.
Ausblick:Die aktuellen internationalen Bemühungen, insbesondere durch multilaterale Vermittlung und digitale Krisenkommunikation, zeigen, dass trotz der aggressiven Rhetorik ernsthafte Anstrengungen unternommen werden, um einen destruktiven Abwärtstrend zu verhindern. Für mich ist es entscheidend, dass die internationale Gemeinschaft und die beteiligten Akteure auf transparente, sachliche und dialogorientierte Ansätze setzen – um die dynamischen Machtspiele zu durchbrechen und langfristige Stabilität zu sichern.
Schlusswort: Die Machtspiele verstehen – und ihnen entgegentreten
Das Treffen zwischen Donald Trump und Wolodymyr Selenskyj war weit mehr als eine hitzige Diskussion. Es war eine Machtdemonstration – ein Paradebeispiel dafür, wie internationale Politik im Zeitalter der Power Politics geführt wird. Wer dieses Gespräch nur als diplomatische Meinungsverschiedenheit betrachtet, verkennt die zugrunde liegende Dynamik: Trump nutzte rhetorische Dominanz, wirtschaftliche Drohungen und strategische Druckmittel, um die Ukraine in eine defensive Position zu drängen. Selenskyj wiederum verteidigte sich, zeigte Stärke, blieb aber in einer Spirale aus Rechtfertigungen und Reaktionen gefangen, anstatt das Gespräch aktiv umzulenken.
Diese Analyse hat gezeigt, dass sich das Treffen anhand des Glasl'schen Eskalationsmodells zwischen Stufe 3 („Taten statt Worte“) und Stufe 6 („Drohstrategien“) bewegt, mit ersten Elementen aus Stufe 7 („Begrenzte Vernichtungsschläge“) durch die ausgesetzten US-Hilfen. Ohne gezielte Deeskalation droht eine Entwicklung, die in politischer Zersplitterung, wirtschaftlicher Isolation und einem geopolitischen Vakuum enden könnte – mit möglichen Folgen weit über die Ukraine hinaus.
Von der Analyse zur Handlung
In der Einleitung stellte ich eine zentrale Frage: Wie entstehen internationale Eskalationen – und wie lassen sie sich verhindern? Die Antwort liegt in der Kombination aus rhetorischer Souveränität, strategischer Diplomatie und dem Verständnis von Machtmechanismen.
Was wir aus diesem Treffen lernen können:
Macht ist nicht nur militärisch oder wirtschaftlich – sie ist auch kommunikativ. Trumps rhetorische Angriffe und die Darstellung der Ukraine als machtloses Land waren kein Zufall. In einer Welt, in der Worte politische Realitäten formen, braucht es gezielte Strategien, um solche Narrative zu durchbrechen.
Deeskalation bedeutet nicht Nachgeben, sondern Kontrolle über die Gesprächsführung. Wer in der Defensive bleibt, hat schon verloren. Eine aktive Gesprächsführung hätte Selenskyj mehr Handlungsspielraum gegeben – eine Lektion, die für zukünftige Verhandlungen entscheidend sein wird.
Internationale Politik ist kein Nullsummenspiel. Wer glaubt, dass es in globalen Machtfragen nur Sieger und Verlierer gibt, tappt in die Falle der Power Politics. Langfristige Stabilität entsteht durch diplomatische Geschicklichkeit, nicht durch kurzfristige Drohungen.
Ausblick: Die nächsten Schritte
Die kommenden Wochen werden zeigen, ob dieses Treffen der Auftakt zu einer langfristigen strategischen Neuordnung ist oder nur ein weiteres Kapitel in einem eskalierenden Machtspiel. Die derzeitigen diplomatischen Initiativen – von Selenskyjs Twitter-Offensive über die geheimen Verhandlungen zwischen den Teams bis hin zu den Reaktionen der internationalen Partner – bieten Chancen, das Narrativ zu verändern.
Doch eines ist sicher: Die Ukraine und ihre Verbündeten können es sich nicht leisten, in einer passiven Rolle zu verharren. Die Analyse dieses Treffens zeigt, dass strategische Kommunikation genauso wichtig ist wie militärische und wirtschaftliche Stärke. Wer in Zukunft mit Trump oder anderen Akteuren der Power Politics verhandelt, muss verstehen, dass es nicht nur um Zahlen und Fakten geht – sondern um die Fähigkeit, die eigene Geschichte zu erzählen, den Gegner rhetorisch zu entwaffnen und die Eskalationsspirale zu durchbrechen.
Internationale Politik ist immer ein Spiel um Macht. Aber wer die Regeln versteht, kann sie zu seinem Vorteil nutzen.
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