Die Entwicklung des Syrien-Konflikts 2010 bis heute
- Maria Tiede
- 9. Dez. 2024
- 12 Min. Lesezeit
Die Entwicklung des Syrien-Konflikts 2010 bis heute
Was dich im Artikel erwartet:
Der Syrien-Konflikt begann 2011 mit der brutalen Niederlage der Regierung und dem Aufstieg eines Bürgerkriegs. Die Opposition besteht aus Demokraten und gemäßigten Rebellen, die von radikal islamischen Gruppen unterstützt werden. Der Konflikt eskalierte, wobei Russland und der Iran Assad stabilisierten und die USA 2015 intervenierten. Der Konflikt ist eskaliert, neue Offensiven in Idlib und der Sednajagefängnis spielten eine zentrale Rolle. Die aktuelle Dynamik deutet darauf hin, dass der Sturz des Assad-Regimes zu einem Wiederaufleben oder zu regionalen Verhandlungen führen könnte.
Im Artikel beginne ich mit einer Zusammenfassung der Geschehnisse in Syrien von 2010 bis heute. Danach wenden wir uns drei verschiedenen Akteuren zu: Türkei, Russland und Iran. Dies ermöglicht einen erweiterten Blick auf die Ereignisse der letzten Tage. Zum Schluss gibt es einen Überblick über die aktuellen Gruppen und warum gerade Aleppo so wichtig ist.
Einleitung und Überblick (2011–2015)
Ein Eckpunkt im Syrien-Konflikt war der 2011 startende ‚Arabische Frühling‘. Friedliche Proteste gegen Korruption und gegen die autokratische Herrschaft Baschar al-Assads wurden von der Regierung brutal niedergeschlagen. Schnell entwickelte sich daraus ein Bürgerkrieg, der durch regionale und globale Machtinteressen eskalierte.
Die Opposition bestand zunächst aus einer heterogenen Mischung demokratischer Aktivisten und moderaten Rebellen, die bald durch radikale islamistische Gruppen wie die Nusra-Front und den sogn, ‚Islamischen Staat‘ (IS) ergänzt wurden. Parallel entstand ein kurdisches Autonomieprojekt im Norden, unterstützt von der PKK und später der internationalen Anti-IS-Koalition unter US-Führung. Ab 2014 griffen die USA militärisch ein, um den IS zu bekämpfen, während Russland 2015 an der Seite des Assad-Regimes intervenierte. Dies führte zu einer weitreichenden Militarisierung und Internationalisierung des Konflikts.
Eskalation und Zersplitterung des Landes (2016–2020)
Bis 2020 hatte sich der Krieg in eine Vielzahl lokaler Konflikte zersplittert. Russland und Iran stabilisierten Assad militärisch und politisch. Regionen wie Aleppo, Ost-Ghouta und Idlib wurden durch brutale Belagerungen und Bombardierungen zurückerobert. Millionen Menschen wurden vertrieben, und Städte lagen in Trümmern.
Die kurdischen Kräfte errichteten faktisch einen autonomen Staat in Nordsyrien. Gleichzeitig intervenierte die Türkei mehrmals militärisch, um eine kurdische Vorherrschaft an ihrer Grenze zu verhindern. Die türkischen Operationen führten zur Kontrolle größerer Gebiete im Norden Syriens.
Internationale Sanktionen, insbesondere durch die USA und die EU, verschärften die wirtschaftliche Not. Dies führte zu einer humanitären Krise, die bis heute andauert. Der Wiederaufbau wird durch geopolitische Rivalitäten behindert, insbesondere durch den Einfluss Russlands und Irans sowie die Isolation des Assad-Regimes durch westliche Staaten.
Aktuelle Eskalation (Dezember 2024)
Die Lage eskaliert erneut, wie die jüngsten Ereignisse zeigen. In den letzten Tagen kam es zu neuen Offensiven in Nordwestsyrien, insbesondere in Idlib. Dort versuchen Rebellen, die Schwäche des Assad-Regimes auszunutzen, das militärisch und wirtschaftlich angeschlagen ist. Unterstützer wie der Iran und Russland haben ihre Ressourcen auf andere Konflikte, wie den Ukraine-Krieg, umgeleitet.
Gleichzeitig greifen israelische Streitkräfte regelmäßig iranische Stellungen in Syrien an, um die Verbreitung von Waffen an die Hisbollah zu verhindern. Der Rückzug der USA aus der Region, wie jüngst angekündigt, schafft ein Machtvakuum, das von der Türkei, Russland und dem Iran gefüllt werden könnte.
Der Fall Sednaja
Das Sednaja-Gefängnis, eines der bekanntesten Symbole der Repression, spielte eine zentrale Rolle im Konflikt. Hier wurden zehntausende politische Gefangene unter menschenunwürdigen Bedingungen inhaftiert und teils außergerichtlich hingerichtet. Es steht symbolisch für die systematische Unterdrückung durch das Assad-Regime. Nach Angaben einiger Rebellen wurde das Gefängnis gestürmt und die Insassen wurden frei gelassen. Zur aktuellen Stunde versuchen die Rebellengruppen immer noch ins innere vorzudringen. Das Gefängnis ist als Labyrinth auf über 3 Etage, die unterirdisch angelegt sind, ausgelegt. Die Wächter sind wohl geflohen und die Eroberer versuchen bis ins innere des Gefängnis vorzudringen und die restlichen Gefangenen zu befreien, was extrem schwierig ist, da die Gefängniszellen teils mit elektronischen Codes abgeschottet sind.
Prognosen und Vergleich mit Jemen
Der Syrien-Konflikt ähnelt dem Krieg im Jemen, wo externe Akteure wie Saudi-Arabien und Iran ihre Rivalität ausgetragen haben. Beide Länder sind von zersplitterten Machtstrukturen, humanitärer Katastrophe und geopolitischen Interessen geprägt. Während Syrien aufgrund seiner strategischen Lage ein zentraler Schauplatz für Großmächte bleibt, könnte ein dauerhafter Friedensprozess ähnlich schwierig sein wie im Jemen.
Die aktuelle Dynamik deutet auf keine schnelle Lösung hin. Die Schwächung des Assad-Regimes könnte entweder zu einer erneuten Zersplitterung führen oder den Weg für regionale Verhandlungen ebnen, falls externe Akteure sich auf eine Machtbalance einigen können.
Die Türkei, die Kurden und Syrien: 2010 bis heute
Die Beziehung der Türkei zu den Kurden in Syrien und ihrer Rolle im syrischen Bürgerkrieg ist seit 2010 von einem komplexen Zusammenspiel geopolitischer, sicherheitspolitischer und innenpolitischer Faktoren geprägt. Hier eine chronologische und thematische Analyse:
2010-2014: Der Beginn des Syrien-Konflikts und die Rolle der Türkei
Mit dem Ausbruch des syrischen Bürgerkriegs 2011 verfolgte die Türkei zunächst das Ziel, die Regierung von Baschar al-Assad zu stürzen. Sie unterstützte verschiedene Oppositionsgruppen und rief wiederholt die internationale Gemeinschaft zu Interventionen auf. Gleichzeitig betrachtete die Türkei den Aufstieg der kurdischen Selbstverwaltung in Nordsyrien (unter der Partei der Demokratischen Union, PYD) mit Sorge. Die PYD wird als syrischer Ableger der PKK betrachtet, einer kurdischen Organisation, die von der Türkei als terroristisch eingestuft wird.
Mit der Unterstützung der syrischen Kurden durch die USA ab 2014, vor allem durch die Bewaffnung der kurdisch dominierten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) im Kampf gegen den sog. „Islamischen Staat“ (IS), geriet die Türkei zunehmend in Konflikt mit Washington. Ankara befürchtete, dass ein starkes kurdisches Autonomiegebiet an seiner Südgrenze die eigene territoriale Integrität bedrohen könnte.
2015-2018: Direkte Interventionen
Ab 2015 führte die Türkei mehrere Militärinterventionen in Syrien durch:
„Operation Euphrat-Schild“ (2016-2017): Ziel war es, eine zusammenhängende kurdische Selbstverwaltung entlang der Grenze zu verhindern. Hierbei wurden Gebiete zwischen Afrin und Kobane von der Türkei eingenommen.
„Operation Olivenzweig“ (2018): Die Türkei und verbündete syrische Milizen besetzten Afrin, eine kurdisch dominierte Region. Dies führte zu massiven Menschenrechtsverletzungen und Vertreibungen der kurdischen Bevölkerung.
Die türkischen Aktionen stießen international auf Kritik, wurden jedoch durch die Zurückhaltung der internationalen Gemeinschaft begünstigt. Insbesondere die USA vermieden eine direkte Konfrontation mit der Türkei, einem NATO-Verbündeten.
2019 bis heute: Sicherheitszonen und Umsiedlungen
Die Türkei führte weitere Militäraktionen durch:
„Operation Friedensquelle“ (2019): Ankara etablierte eine 30 Kilometer tiefe „Sicherheitszone“ im Nordosten Syriens. Ziel war die Vertreibung kurdischer Kräfte aus dem Grenzgebiet sowie die Umsiedlung syrischer Flüchtlinge in die Region. Dies wurde auch als Versuch gesehen, die feindselige Stimmung gegen syrische Flüchtlinge in der Türkei abzulenken.
Bis heute setzt die Türkei auf regelmäßige Luftangriffe und Drohungen, um die kurdische Autonomie weiter zu schwächen. Die Infrastruktur der kurdischen Selbstverwaltung wurde 2024 weiterhin bombardiert, und Ankara verhinderte Wahlen in den kurdischen Kantonen.
Innenpolitische und strategische Motive
Die Türkei nutzt die Kurdenfrage auch innenpolitisch. Die Regierung Erdogan stellt sich als Garant der nationalen Sicherheit dar und mobilisiert gegen die PKK und verbündete Gruppen. Gleichzeitig versucht Ankara, syrische Flüchtlinge in „Sicherheitszonen“ anzusiedeln, um die innenpolitische Belastung zu verringern.
Internationale Dimension
Die Türkei steht zwischen den USA und Russland. Während Washington weiterhin die SDF unterstützt, hat Moskau eine Zusammenarbeit mit Ankara ermöglicht, um eigene Interessen in Syrien zu sichern. Zudem hat der Ukraine-Krieg die strategische Bedeutung der Türkei innerhalb der NATO erhöht, was Ankaras Position stärkte.
Vergleich mit dem Irak und der PKK
Die Situation in Syrien weist Parallelen zu Ankaras Vorgehen gegen die Kurden im Irak auf, wo die Türkei militärische Operationen durchführt, um die PKK zu bekämpfen. Ähnliche Spannungen bestehen im Iran, wo die Kurden ebenfalls stark unterdrückt werden.
In den letzte Tagen
In den letzten Tagen hat die Türkei ihre militärischen Operationen in Syrien gegen kurdische Milizen deutlich intensiviert. Türkische Luftangriffe richteten sich insbesondere gegen von der kurdischen Volksverteidigungseinheit (YPG) dominierte Gebiete im Nordosten Syriens, darunter die Provinz Al-Hasaka und die Region Ain al-Arab (Kobane). Diese Gebiete stehen unter der Kontrolle der von den Kurden geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF). Laut Berichten wurden bei den Angriffen unter anderem zivile Einrichtungen wie Wasser-, Strom- und Gaswerke, Bäckereien und Kontrollpunkte getroffen, was mehrere zivile Opfer forderte. Allein in Al-Suwaidiyah wurden mindestens acht Arbeiter getötet und zahlreiche weitere Menschen verletzt
Die Eskalation steht im Kontext eines jüngsten Anschlags in der Türkei, für den Ankara die verbotene Kurdische Arbeiterpartei (PKK) verantwortlich macht. Die Türkei hat daraufhin Angriffe auf vermutete PKK-Stellungen in Syrien und im Irak durchgeführt. Laut türkischem Verteidigungsministerium wurden dabei über 30 Ziele zerstört. Ankara betrachtet die YPG als Ableger der PKK und daher als Bedrohung für ihre nationale Sicherheit
Diese Entwicklungen verdeutlichen die komplexe geopolitische Dynamik in der Region. Die Türkei verfolgt langfristig das Ziel, kurdische Selbstverwaltungsstrukturen entlang ihrer Grenze zu verhindern. Seit 2018 hat sie mehrfach militärisch interveniert, darunter die Besetzung von Afrin und die Errichtung einer 32 Kilometer tiefen Sicherheitszone im Nordosten Syriens. Die Türkei argumentiert, dass diese Aktionen notwendig seien, um ihre Grenzen vor kurdischen Milizen zu schützen, während Kritiker die humanitären und geopolitischen Konsequenzen dieser Operationen hervorheben
Die jüngste Eskalation hat weitreichende Auswirkungen auf die Region. Die Angriffe beeinträchtigen nicht nur die Stabilität der kurdischen Gebiete, sondern verschärfen auch die humanitäre Lage und die Spannungen zwischen regionalen Akteuren wie der Türkei, Syrien, Russland und den USA. Beobachter sehen darin auch den Versuch der Türkei, ihre strategischen Ziele vor dem Hintergrund des andauernden Nahost-Konflikts und der Schwächung proiranischer Milizen zu sichern
Die kommenden Wochen könnten entscheidend sein. Sollte die Türkei ihre Offensive ausweiten, könnte dies eine neue Fluchtbewegung auslösen und die Friedensbemühungen in der Region weiter behindern. Gleichzeitig bleibt abzuwarten, wie andere Akteure wie die USA, die Russland und die EU auf die Eskalation reagieren werden.
Ausblick
Die Türkei wird versuchen, ihre Kontrolle über Nordsyrien weiter auszubauen und gleichzeitig die kurdische Autonomiebewegung zu schwächen. Ohne eine internationale Lösung wird die Region instabil bleiben. Ein Vergleich mit dem Irak zeigt, dass die Kurdenfrage langfristig ungelöst bleiben könnte, was die Spannungen in der Region weiter verschärft.
Russlands Rolle und Aktivitäten in Syrien in den letzten Tagen
Historischer Kontext und Interessen
Seit 2015 ist Russland militärisch in Syrien aktiv. Ziel war es, das Assad-Regime zu stabilisieren, den Einfluss Moskaus im Nahen Osten zu stärken und strategische Stützpunkte wie die Marinebasis Tartus und den Luftwaffenstützpunkt Hmeimin abzusichern. Durch seine Intervention wurde Russland ein zentraler Akteur in Syrien und im Nahen Osten insgesamt. Assad verdankt seinen Machterhalt maßgeblich russischer Unterstützung, insbesondere durch Luftangriffe und politische Rückendeckung.
Aktuelle Entwicklungen
In den letzten Tagen sind Russlands Aktivitäten in Syrien von einer relativen Zurückhaltung geprägt. Während Rebellen der Hayat Tahrir al-Sham (HTS) bedeutende Gebiete, einschließlich Aleppo, erobern konnten, hat Russland bislang keine größere militärische Gegenoffensive gestartet. Es wird spekuliert, dass Moskau Assads Fähigkeit, die Kontrolle selbst wiederherzustellen, testet. Gleichzeitig zieht Russland offenbar Kräfte ab, um den Fokus auf andere Konflikte, wie den Krieg in der Ukraine, zu legen. Der Kremlsprecher Dmitri Peskow bestätigte, dass die Assad Familie Asyl in Russland bekommen hat. Der aktuelle Aufenthaltsort wurde nicht bekannt gegeben. Russland baut mittlerweile das Narrativ der ‚Überraschung‘ in Bezug auf die Offensive der Rebellen auf. Das kann als strategische Maßnahme gewertet werden, die mindestens zwei Interpretationen zulässt. Zum einen kann es ein, dass Russland tatsächlich überrascht wurde und damit müssten sie zugeben überfordert zu sein. Zum anderen kann es sein, dass sie eben nicht überrascht wurden sind. Dann hat Russland Assad bzw. Syrien fallen lassen wie eine heiße Kartoffel. Vor allem der letzte Punkt lässt sich damit stützen, dass Konstantin Kossatschow, ein prominenter russischer Außenpolitiker, auf Telegram schrieb: „Damit müssen die Syrer nun alleine klarkommen." Insgesamt zeigt sich die russische Regierung eher genervt als besorgt über den Sturz von Baschar-al Assad. Damit einher geht allerdings auch die Frage inwieweit Russland nun an Vertrauenswürdigkeit bei seinen Partnerstaaten einbüßt.
Strategische Dilemmas
Russland befindet sich in einer schwierigen Lage. Einerseits möchte es seine Großmachtstellung und seine strategischen Vorteile in Syrien nicht gefährden. Andererseits ist die russische Armee durch den Krieg in der Ukraine stark belastet. Die Fähigkeit, in Syrien umfangreich einzugreifen, ist daher eingeschränkt. Zudem ist das Verhältnis zur Türkei, die Assads Gegner in Teilen unterstützt, angespannt, was zusätzliche geopolitische Spannungen erzeugt.
Prognose
Kurzfristig könnte Russland versuchen, durch diplomatische Kanäle, wie das Astana-Format mit der Türkei und dem Iran, seine Interessen zu sichern. Eine groß angelegte militärische Intervention zur Rückeroberung verlorener Gebiete erscheint unwahrscheinlich, solange der Ukraine-Krieg andauert. Sollte der Konflikt in Syrien jedoch weiter eskalieren, könnte Moskau gezwungen sein, seine Strategie zu überdenken, um seine Position im Nahen Osten nicht zu verlieren
Russlands Verhalten in Syrien zeigt, wie eng militärische Ressourcen, geopolitische Interessen und innenpolitische Zwänge miteinander verknüpft sind. In dieser Hinsicht ist es ein Fallbeispiel für die Herausforderungen autoritärer Staaten in multiplen Konflikten.
Irans Haltung und Aktivitäten in Bezug auf Syrien (2024)
Iran hat in den letzten Tagen eine Reihe strategischer Entscheidungen in Bezug auf Syrien getroffen. Das Land verfolgt in Syrien eine Politik, die sowohl seine regionalen Sicherheitsinteressen als auch seine geopolitischen Ambitionen widerspiegelt. Insbesondere die Unterstützung des Assad-Regimes sowie der schiitischen Milizen wie der Hisbollah stehen im Fokus.
Militärische Entwicklungen
Am 6. Dezember 2024 begann der Iran mit der Evakuierung eines Teils seines militärischen Personals aus Syrien. Dies steht im Zusammenhang mit zunehmenden Kämpfen zwischen regierungsfeindlichen Rebellen und den Assad-Truppen. Die Kontrolle über Homs und umliegende Regionen ist dabei von entscheidender Bedeutung, da diese Städte strategische Verbindungen zum Mittelmeer und zum Libanon sichern. Diese Verbindungen sind essenziell für den iranischen Waffenschmuggel zur Hisbollah, die im Libanon aktiv ist. Durch die Offensive der Rebellen wird jedoch die Verbindung zwischen Damaskus und der Mittelmeerküste bedroht, was die iranische Position in Syrien erheblich schwächt.
Unterstützung des Assad-Regimes
Seit Beginn des Bürgerkriegs ist der Iran ein zentraler Unterstützer des syrischen Regimes. Neben Waffenlieferungen und Finanzhilfen hat Teheran auch eigene Militäreinheiten sowie verbündete Milizen nach Syrien entsandt. Die Hisbollah, die eine Schlüsselrolle in der iranischen Strategie spielt, hat sich zuletzt jedoch stark auf die Verteidigung des Libanons konzentrieren müssen. Die aktuellen Rückschläge und die schlechte Moral unter den syrischen Regierungstruppen haben die Effektivität dieser Strategie weiter eingeschränkt.
Geopolitische Strategien
Irans Ziel in Syrien bleibt es, seinen Einfluss in der Levante zu sichern und auszubauen. Dies umfasst die Sicherstellung eines Korridors von Teheran über Bagdad und Damaskus bis Beirut. Dieser "schiitische Halbmond" ist von zentraler Bedeutung für Irans regionale Machtprojektion. Die jüngsten Kämpfe um Homs und Deir ez-Zor gefährden jedoch diese langfristige Vision. Zudem ist die wachsende Präsenz der USA und ihrer Verbündeten in der Region eine zusätzliche Herausforderung für Teheran.
Aktuelle Herausforderungen
Die Offensive der Rebellen im Norden und die anhaltenden Spannungen zwischen verschiedenen Akteuren in Syrien erschweren die Lage für den Iran. Der verstärkte Einsatz von Waffen durch die USA in der Region hat die iranischen Kräfte weiter unter Druck gesetzt. Gleichzeitig wächst der Widerstand gegen Irans Einfluss sowohl in Syrien als auch im Libanon, was langfristig zu einem.
Prognose
Der Iran wird sich weiterhin bemühen, seine Position in Syrien zu stabilisieren, obwohl dies mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Eine mögliche Reduktion der direkten militärischen Präsenz könnte durch verstärkte Unterstützung lokaler Milizen kompensiert werden. Gleichzeitig könnte der Iran diplomatische Kanäle nutzen, um eine neue Balance in der Region zu finden. Diese Entwicklungen könnten jedoch von der Dynamik des syrischen Bürgerkriegs und den Interessen anderer Akteure wie Russland und der Türkei abhängen.
Verglichen mit anderen Konflikten in der Region, wie dem Jemen, zeigt sich, dass Irans Einfluss oft durch externe Faktoren eingeschränkt wird. In Syrien ist dies besonders deutlich, da die Koordination mit Russland und die Abhängigkeit von Assad den Handlungsspielraum Teherans limitieren.
Warum gerade Aleppo und welche Gruppen sind dort gerade aktiv?
Aleppo, eine der größten Städte Syriens und historisch ein bedeutendes wirtschaftliches und kulturelles Zentrum, wird heute von verschiedenen Gruppen kontrolliert. Die Situation ist durch die Komplexität der beteiligten Akteure und deren geopolitische Interessen geprägt. Hier sind die wichtigsten Akteure, die derzeit in Aleppo präsent sind:
1. Tahrir al-Sham (HTS)
Tahrir al-Sham, eine jihadistische Gruppierung mit ideologischen Wurzeln in al-Qaida, hat während der jüngsten Großoffensive bedeutende Teile von Aleppo übernommen. Diese Offensive begann Ende November 2024 und führte dazu, dass die syrischen Regierungstruppen weite Teile der Stadt verloren. HTS wird von regionalen und internationalen Akteuren kritisch beobachtet und ist von einigen verboten, da sie als radikal-islamistisch gilt und in der Vergangenheit Verbindungen zu global agierenden Terrornetzwerken hatte. Ihre Fähigkeit, in Aleppo und Damaskus schnell Gebiete einzunehmen, zeigt eine gut geplante militärische Strategie und den Einsatz moderner Waffen.
2. Pro-türkische Rebellengruppen
Neben HTS sind auch pro-türkische Milizen aktiv. Diese Gruppen arbeiten oft in Abstimmung mit der Türkei und verfolgen die Agenda Ankaras in der Region, insbesondere gegen kurdische Einheiten wie die YPG. Ihre Präsenz in Aleppo ist Teil eines umfassenderen Plans der Türkei, die eigene Grenze zu sichern und Einfluss auf das politische Gleichgewicht in Syrien zu nehmen.
3. Kurdengruppen
Obwohl kurdische Gruppen wie die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) in anderen Teilen Nordsyriens stärker vertreten sind, kontrollieren sie einige Stadtteile von Aleppo. Ihre Position in der Stadt ist vor allem symbolisch und dient als Schutzmechanismus gegen türkische und jihadistische Angriffe. Unterstützt werden sie von den USA, die weiterhin ihre Rolle als Bollwerk gegen den Islamischen Staat (IS) und andere extremistische Gruppen betonen.
4. Syrische Regierungstruppen
Die syrische Armee unter Präsident Bashar al-Assad hat in Aleppo bedeutende Rückschläge hinnehmen müssen. Seit 2016, als Aleppo durch Unterstützung von Russland und dem Iran zurückerobert wurde, galt die Stadt als strategisch gesichert. Die aktuellen Verluste sind jedoch ein Zeichen der Schwächung des Regimes, das zunehmend Schwierigkeiten hat, seine Position in Nordsyriens Schlüsselgebieten zu verteidigen.
Hintergrund und Bedeutung
Aleppo ist nicht nur ein symbolisches Zentrum, sondern auch ein strategischer Knotenpunkt für Handel und politische Macht. Der Verlust der Stadt durch das Assad-Regime könnte ein Wendepunkt sein, ähnlich wie die Rückeroberung 2016. Die jüngsten Erfolge der Rebellengruppen zeigen, dass sie trotz jahrelanger Rückschläge noch immer militärisch aktiv und effektiv sind. Die Situation bleibt angespannt, da die Frage offenbleibt, wie Russland und der Iran auf die Entwicklungen reagieren und ob die Rebellen ihre Gewinne halten können.
Zwischenfazit
Die Kontrolle über Aleppo bleibt ein Indikator für die Gesamtbalance des syrischen Konflikts. Die verschiedenen Akteure – von HTS bis hin zu pro-türkischen Kräften – streben nach Vorherrschaft in einem dynamischen und unvorhersehbaren Konflikt. Internationale Akteure wie Russland, der Iran und die Türkei werden voraussichtlich weiterhin eine entscheidende Rolle spielen.
Schlussfazit
Syrien bleibt ein Brennpunkt regionaler und globaler Spannungen. Eine Lösung erfordert nicht nur die Beendigung militärischer Aktionen, sondern auch wirtschaftliche und politische Reformen sowie die Einbindung aller gesellschaftlichen Gruppen. Die kommenden Monate werden entscheidend sein, um zu beobachten, ob die jüngste Eskalation einen neuen Bürgerkrieg oder die Grundlage für Verhandlungen darstellt.
Entscheidend dafür ist auch, ob und wie die einzelnen, z.T. als terroristische eingestufte, Verbände zusammen arbeiten und wie die Weltengemeinschaft diese Verbände einstuft. Klrscheint zus ein, dass Russland sich nicht weiter in den Konflikt einmischt. Unklar ist bis jetzt, wie der Iran in Zukunft darauf reagiert, obwohl es naheliegend ist, mit der zukünftigen syrischen Regierung weiter zusammen zu arbeiten um die Handelsbeziehungen weiter zu stärken. Momentan scheint es so, als ob die Türkei die Chance nutzt die kurdischen Gruppen in Nordsyrien weiter zu schwächen und die pro-türkischen Rebellengruppen zu stärken um den Einfluss in Syrien weiter zu stärken.
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