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Faschismus verstehen und erkennen: Eine Argumentationsgrundlage gegen die Neuen Rechten

  • Autorenbild: Maria Tiede
    Maria Tiede
  • 11. Okt. 2024
  • 12 Min. Lesezeit

Besonders erwähnen möchte S. M., danke für alles. 

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Der Text „Faschismus verstehen und erkennen: Eine Argumentationsgrundlage gegen die neuen Rechten“ bietet einen umfassenden Überblick über den historischen Faschismus sowie seine modernen Erscheinungsformen. Er geht der Frage nach, wie sich faschistische Ideologien in der heutigen politischen Landschaft manifestieren, insbesondere bei der Neuen Rechten. Der Text untersucht die psychologischen und rhetorischen Mechanismen, die zur Normalisierung und Verbreitung extrem rechter Positionen beitragen, und gibt praktische Hinweise für eine wirksame Argumentation gegen diese. Zudem bietet er Analysen zu Diskursstrategien, wie sie in sozialen Medien und im politischen Raum eingesetzt werden, um extremistische Ideen zu verbreiten. Durch fundierte Rhetorik und den Einsatz von Narrativen gelingt es den Neuen Rechten, extreme Positionen schrittweise in den gesellschaftlichen Mainstream zu integrieren. Der Text bietet dabei Ansätze, um diese Normalisierungsprozesse zu erkennen und entgegenzuwirken. 

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  1. Der Begriff Faschismus: Eine historische Einordnung 

Der Begriff Faschismus hat eine vielschichtige Entwicklung durchlaufen und wird heute oft inflationär verwendet. Ursprünglich bezeichnete er spezifische politische Bewegungen wie die unter Mussolini und Hitler. Faschismus war damals geprägt durch extremen Nationalismus, Antiliberalismus, Antikommunismus1 und die Mobilisierung von Massen durch Gewalt und Propaganda. In seiner klassischen Form war der Faschismus eine radikale Antwort auf die politischen und wirtschaftlichen Krisen nach dem Ersten Weltkrieg, wobei die Bewegungen meist in Laufe der Zeit verfeinert und radikaler wurden. 

Historiker wie Stanley Payne und Robert Paxton betonen, dass Faschismus nicht nur eine Ideologie, sondern vor allem eine politische Praxis ist. Paxton identifiziert fünf Phasen, die faschistische Bewegungen durchlaufen: 

  • Entstehung: Krisenzeit als Auslöser. 

  • Verankerung: Gewinn von Anhängern durch Gewalt und Propaganda. 

  • Machtergreifung: Kontrolle durch Manipulation der Fakten oder Gewalt ggü. politischen Gegnern. 

  • Konsolidierung der Macht: Terror, Propaganda und Ausschaltung von Gegnern. 

  • Radikalisierung oder Stagnation: Weitere Eskalation oder Stagnation nach Erreichen der Ziele. 


    Inflationärer Gebrauch des Begriffs Faschismus 

    In der heutigen Debatte um faschistische Methoden und Bewegungen wird der Begriff oft pauschal auf verschiedene Bewegungen angewendet, was seine historische Präzision verwässert. Paul Gottfried und Alexander Häusler kritisieren diese undifferenzierte Anwendung. Es ist wichtig, die Grundlagen des historischen Faschismus zu verstehen, um sie als Schablone auf die Neuen Rechten anzuwenden. 

 

  1. Warum müssen wir den Faschismus heute verstehen? 

Faschismus, ein Begriff, der oft mit den dunklen Kapiteln des 20. Jahrhunderts verbunden wird, hat in den letzten Jahren eine beunruhigende Renaissance erfahren. Die neuen Rechten haben sich weltweit in verschiedenen Formen herausgebildet und bedient sich zunehmend faschistischer Methoden und Rhetoriken. Doch diese Anhänger der Neuen Rechten erscheinen in subtileren Gewändern: Sie treten nicht mehr als offene Anhänger autoritärer Diktaturen auf, sondern als Verteidiger der 'nationalen Identität' und 'deutscher Kultur'. Bewegungen wie der Front National in Frankreich, die AfD in Deutschland oder der Trumpismus2 in den USA zeigen, dass faschistische Ideen nicht einfach verschwunden sind, sondern sich angepasst und modernisiert haben. 

Der Artikel verfolgt zwei Ziele: die Kernelemente des historischen Faschismus und seine modernen Erscheinungsformen zu verstehen, um sie erkennen zu können, und eine argumentative Grundlage zu bieten, um den Narrativen der Neuen Rechten rhetorisch zu begegnen. 

 

  1. Was ist historischer Faschismus?  

Faschismus ist eine komplexe Ideologie, die historisch in verschiedenen Formen aufgetreten ist. Dennoch gibt es einige zentrale Elemente, die alle faschistischen Bewegungen gemeinsam haben. Faschismus ist gekennzeichnet durch:  

• Autoritarismus3: Faschistische Bewegungen lehnen die Demokratie ab und streben nach einem autoritären, zentralisierten Staat, in dem politische Macht in den Händen eines Führers oder einer kleinen Elite konzentriert ist. Der „Führerkult“, wie man ihn im Nationalsozialismus bei Hitler oder im italienischen Faschismus bei Mussolini beobachten konnte, ist zentral.  

Nationalismus und Rassismus: Faschisten propagieren eine extrem nationalistische Ideologie, die die Überlegenheit der eigenen Nation betont und oft mit einem aggressiven Rassismus verbunden ist. Minderheiten und Fremde werden als Bedrohung für die nationale Einheit dargestellt.  

Antiliberalismus und Antikommunismus: Faschistische Bewegungen lehnen sowohl den politischen Liberalismus als auch den Kommunismus ab. Sie sehen beide als Feinde, die die nationale Einheit schwächen und den sozialen Zusammenhalt untergraben.  

Gewalt und Militarismus: Gewalt ist ein legitimes Mittel, um politische Ziele zu erreichen. Faschisten glorifizieren den Krieg, die Männlichkeit und den Einsatz von paramilitärischen Gruppen, um politische Gegner zu unterdrücken. 

 

  1. Moderne Erscheinungsformen des Faschismus: Was ist heute anders? 

Der heutige Faschismus hat sich verändert und nutzt subtilere, populistische Strategien. Die Bewegungen der Neuen Rechten nutzen demokratische Mechanismen, um an die Macht zu gelangen, während sie gleichzeitig eine aggressive Rhetorik der Ausgrenzung und Angst verwenden. Enzo Traverso beschreibt den neuen Faschismus als populistisch, da er sich oft auf die ‚Volksgemeinschaft‘ beruft und einfache Lösungen, welche oftmals irreführend und nicht faktenbasiert sind,4 für komplexe Probleme bietet. Ein zentrales Merkmal ist die Verteidigung der nationalen Identität, die durch Migration oder Globalisierung bedroht sei. Volker Weiß beschreibt diese Rhetorik des Kulturkampfes als zentrale Strategie der neuen Rechten. 

  1. Wie erkennt man faschistische Tendenzen heute? 

Faschistische Tendenzen äußern sich u.a. durch die bewusste Nutzung von Angst und Feindbildern, bei denen systematisch und bewusst Minderheiten als Bedrohung aufgebaut werden, um eine andauernde politische Agenda durchzusetzen. Minderheiten wie Migranten, Muslime oder feministische Bewegungen5 werden als potentielle Gefahr für 'traditionelle Werte' dargestellt. Gleichzeitig untergraben sie demokratische Institutionen und propagieren eine starke Führung. Die Mobilisierung über soziale Medien verstärkt diese Narrative und beschleunigt die Radikalisierung. 

  1. Die Neuen Rechten: Parallelen zum historischen Faschismus 

Die neuen Rechte tarnen faschistische Ideologien als Verteidigung der nationalen Kultur. Der sogenannte Ethnopluralismus gibt vor, Vielfalt zu schützen, zielt aber in Wahrheit auf Trennung und Hierarchisierung ab. Migration und multikulturelle Gesellschaften werden als Bedrohung dargestellt, obwohl die Idee einer ‚reinen‘ nationalen Kultur konstruiert ist. Die Angst vor einem ‚großen Austausch‘ ist eine moderne Version der jüdischen Weltverschwörungstheorie des Nationalsozialismus6

  1. Die psychologischen Mechanismen hinter dem neuen Faschismus 

Theodor W. Adorno beschrieb die psychologischen Mechanismen des neuen Rechtsradikalismus. Die Neuen Rechten nutzt Projektionen von Ängsten auf fremde Gruppen, um Anhänger zu mobilisieren. Adorno warnte vor der Anfälligkeit der Massen für autoritäre Führer, die einfache Lösungen anbieten und Demokratie als Chaos darstellen.  

 

  1. Argumentationsgrundlage gegen die Neuen Rechten: Narrative, Rhetorik und Normalisierungsprozesse entschlüsseln 

Um gegen die Neuen Rechten zu argumentieren, ist es entscheidend, ihre Denk- und Sprachmuster zu verstehen und effektiv zu dekonstruieren. Diese Bewegung bedient sich zahlreicher Narrative und rhetorischer Strategien, die nicht nur Feindbilder etablieren, sondern zunehmend als ‚normal‘ wahrgenommen werden. Diese Normalisierungsprozesse sind gefährlich, da sie dazu führen, dass extreme Positionen in den Mainstream rücken, ohne dass ihr faschistischer Kern sofort sichtbar wird. Insbesondere das Internet spielt eine zentrale Rolle bei der Verbreitung und Verstärkung dieser Ideologien.  


  1. Narrative der Neuen Rechten: Angst und Feindbilder 

Das wichtigste Instrument der Neuen Rechten sind Narrative, die Ängste schüren und Sündenböcke schaffen. Ein klassisches Beispiel ist die Erzählung vom ‚großen Austausch‘, einer Verschwörungstheorie, die besagt, dass die europäische Bevölkerung systematisch durch Migranten ersetzt werde. Dieses Narrativ bedient sich rassistischer Ängste, indem es Migration als eine existenzielle Bedrohung für die nationale Identität darstellt. Eine weitere Strategie ist die Idee des ‚Ethnopluralismus‘, die vorgibt, Kulturen7 getrennt zu schützen. Das zielt jedoch in Wirklichkeit auf eine Homogenisierung von ‚Kulturen‘ deren Kategorien oftmals auf Phänotypen – Hautfarbe, Haarfarbe, Augenfarbe - beruhen. Solche Narrative inszenieren ‚Andersartigkeit‘ als Bedrohung. 

Widerlegung dieser Narrative: Diese falschen Behauptungen lassen sich durch empirische Daten entkräften. Studien zeigen, dass Migration langfristig positive Effekte auf Gesellschaften hat, sei es in wirtschaftlicher Hinsicht oder durch kulturellen Austausch8. Es ist wichtig, diesen Mythen nicht mit bloßer Empörung zu begegnen, sondern sachlich und präzise die Fakten zu präsentieren, um den propagierten Angstnarrativen die Grundlage zu entziehen. 


  1. Die Rhetorik der Neuen Rechten: Subtilität und Wiederholungen 

Die rhetorische Strategie der Neuen Rechten ist darauf ausgelegt, extreme Ideen schleichend in die öffentliche Debatte zu bringen. Dog Whistling, also das Verwenden von doppeldeutigen oder scheinbar harmlosen Begriffen, um versteckte Botschaften zu vermitteln, ist dabei eine weit verbreitete Taktik. Begriffe wie ‚Heimat‘ oder ‚Kulturkampf‘ klingen harmlos, werden jedoch benutzt, um Nationalismus und Fremdenfeindlichkeit zu verbreiten. Wiederholungen dieser Begriffe festigen diese Ideen in den Köpfen der Menschen und tragen zu einer Normalisierung bei9

Rhetorische Gegenstrategie: Eine wirksame Taktik ist es, diese Techniken offenzulegen und zu benennen. Man sollte den Diskurs aktiv mit alternativen Begriffen und positiver Rhetorik gestalten, etwa durch das Betonen der ‚kulturellen Vielfalt‘ als bereichernde Realität. 


  1. Normalisierungsprozesse: Wenn Extremismus salonfähig wird 

Eine der gefährlichsten Entwicklungen im Kontext der Neuen Rechten ist der schleichende Normalisierungsprozess ihrer extremen Positionen. Diese Strategien zielen darauf ab, Positionen, die früher als unakzeptabel oder radikal galten, in den gesellschaftlichen Mainstream zu bringen. Rechte Politiker wie Björn Höcke oder Marine Le Pen nutzen die politische Polarisierung, um sich als ‚normale‘ Alternativen zu etablieren. 

Ein zentraler Aspekt dieser Normalisierung ist der Shift des Overton-Fensters, also die Verschiebung dessen, was politisch akzeptabel ist. Durch Provokationen und Manipulationen verschieben rechte Akteure das Fenster schrittweise, bis extreme Ansichten als legitime, bzw. normale Meinungen erscheinen. 

Gegenstrategien zur Normalisierung: Es ist wichtig, kontinuierlich darauf hinzuweisen, dass diese Positionen als illegitim betrachtet werden dürfen. Eine klare Positionierung gegen jegliche Form von Rassismus und Autoritarismus ist entscheidend, um diese Verschiebung zu verhindern. 


  1. Soziale Medien: Ein Katalysator für rechte Ideologien 

In der heutigen Zeit spielen soziale Medien eine zentrale Rolle bei der Verbreitung rechter Ideologien. Plattformen wie Twitter, Facebook und TikTok ermöglichen es der Neuen Rechten, ihre Narrative effektiv zu verbreiten. Algorithmen bevorzugen polarisierende Inhalte, die Wut und Angst auslösen, was rechten Akteurinnen eine riesige Plattform bietet. 

Ein weiteres Problem sind Filterblasen und Echokammern, die dazu führen, dass Menschen nur noch Informationen erhalten, die ihre eigenen Überzeugungen bestätigen. Das führt zu einer Radikalisierung durch den Shift im Overtone. Diese Menschen übernehmen zunehmend extremere Ansichten, ohne dass ihre Überzeugungen durch abweichende Meinungen hinterfragt werden. 

Umgang mit sozialen Medien: Eine zentrale Strategie ist die Förderung von Medienkritik um zwischen vertrauenswürdigen und manipulativen Quellen zu unterscheiden. Gleichzeitig müssen Plattformen stärker in die Verantwortung genommen werden, um Desinformation und Hassrede – nach geltendem Recht - zu bekämpfen. 


  1. Gegenrede: Ignorieren oder aktiv bekämpfen? 

Eine häufig gestellte Frage ist, ob man die Narrative der Neuen Rechten ignorieren sollte, um ihnen keine zusätzliche Aufmerksamkeit zu schenken, oder aktiv dagegenhalten muss. Einerseits kann zu viel Aufmerksamkeit den Ideen den neuen Rechten eine Bühne bieten, andererseits gilt: „Wer schweigt, stimmt zu.“ Wenn keine Gegenrede erfolgt, können sich die Aussagen der Neuen Rechten unwidersprochen verbreiten. 

Aktive Gegenrede ist notwendig, sollte jedoch strategisch erfolgen. Man muss die falschen Narrative aufgreifen, ihre Schwächen aufzeigen und gleichzeitig alternative, positive Erzählungen anbieten. 

Es ist auch hilfreich, Allianzen mit progressiven Kräften zu schmieden, um eine starke Gegenöffentlichkeit zu schaffen. 

 

  1. Eine nachhaltige Argumentationsstrategie gegen die neuen Rechten 

Der Kampf gegen die Neuen Rechten ist komplex und notwendig. Soziale Medien spielen dabei eine zentrale Rolle und müssen in die Strategie einbezogen werden. Aktive und durchdachte Kommunikation ist unerlässlich, um zu verhindern, dass extreme Positionen in den Mainstream gelangen. 


  1. Sorgfältige Vorbereitung 

    1. Faktencheck: Stelle sicher, dass du umfassend über die spezifischen Argumente und Narrativen der Neuen Rechten informiert bist. Nutze verlässliche Quellen und aktuelle Daten, um deine Argumente zu untermauern. Setze dich dabei selber kritisch mit der Faktenlage und deiner eigenen Meinung auseinander. 

    2. Kenntnis der Diskursstrategien: Mache dich vertraut mit den häufigsten rhetorischen Techniken der Neuen Rechten, wie ‚Dog Whistling‘ und ‚Fearmongering‘, um gezielt darauf reagieren zu können. 

  2. Empathie und Respekt, klare Grenzen setzen 

    1. Empathie zeigen: Höre aktiv zu und versuche, die emotionalen Beweggründe und Ängste deines Gegenübers nachzuvollziehen, um eine respektvolle Gesprächsbasis zu schaffen. 

    2. Grenzen klar definieren: Mache deutlich, dass diskriminierende oder beleidigende Äußerungen nicht toleriert werden. Dies schützt die Gesprächskultur und verhindert Eskalation. 

  3. Fragen statt direkte Konfrontation 

    1. Sokratische Methode: Stelle offene Fragen, die den Gesprächspartner dazu anregen, ihre Argumente zu hinterfragen und selbst Schwächen in ihren Argumenten zu erkennen. Zum Beispiel: „Was sind die Grundlagen deiner Behauptung und wie hast du diese entwickelt?“ 

    2. Hinterfragen von Quellen/Fakten: Frage nach den Quellen und der Validität der Informationen, die verwendet werden, um die Argumente der Neuen Rechten zu stützen. Das ist allerdings mit Vorsicht zu genießen und sollte nicht ausgereizt werden. Ansonsten ist man in der Diskussion schnell bei der Validität von Quellen und nicht beim eigentlichen Diskussionspunkt. 

  4. Anerkennung von Teilwahrheiten und sachliche Diskussion 

    1. Teilwahrheiten anerkennen: Bestätige, wenn bestimmte Punkte auf realen Aspekten basieren, um die Diskussion nicht auf konfrontative Weise zu führen. Dies schafft Vertrauen und zeigt, dass du ihre Perspektiven ernst nimmst. 

    2. Konstruktive Gegenargumentation: Nutze die Anerkennung als Ausgangspunkt, um sachlich und differenziert auf die fehlerhaften Schlussfolgerungen oder verzerrten Aspekte hinzuweisen. 

  5. Vermeidung von Emotionalität und Fokussierung auf Sachlichkeit 

    1. Ruhe bewahren: Halte Emotionen im Zaum, auch wenn das Gespräch hitzig wird. Deine Gelassenheit kann dazu beitragen, dass die Diskussion konstruktiv bleibt. 

    2. Sachliche Argumentation: Bleibe bei der Diskussion auf der Ebene der Argumente und vermeide persönliche Angriffe. Nutze klare, logische Argumente und vermeide es, dich auf emotionale Angriffe einzulassen. 

  6. Vermeidung von Übertreibungen und pauschalen Aussagen 

    1. Präzise Sprache verwenden: Achte darauf, dass deine Aussagen präzise und auf die spezifischen Argumente des Gegenübers zugeschnitten sind. Vermeide Übertreibungen, die von der tatsächlichen Diskussion ablenken könnten. 

    2. Nuancen betonen: Statt dich auf extreme Positionen zu konzentrieren, betone die Nuancen und Komplexitäten der Themen. Dies hilft, die Diskussion auf eine sachliche Ebene zu halten und extreme Verallgemeinerungen zu vermeiden. 

  7. Erarbeitung von Konsenspunkten 

    1. Gemeinsamkeiten finden: Identifiziere Bereiche, in denen eine Übereinstimmung besteht, um eine gemeinsame Basis zu schaffen. Dies kann helfen, die Diskussion konstruktiver zu gestalten und den Gesprächspartner zu öffnen. 

    2. Kooperative Ansätze fördern: Nutze gemeinsame Ziele oder Werte als Ausgangspunkt für die Diskussion. Dies kann helfen, den Dialog in eine produktive Richtung zu lenken und den Gesprächspartner nicht weiter zu radikalisieren. 

  8. Strategien zur Vermeidung von Ablenkungen 

    1. Ablenkungsmanöver erkennen: Sei wachsam gegenüber Versuchen, die Diskussion auf irrelevante Themen zu lenken. Führe das Gespräch zurück zum Kernpunkt, wenn der Gesprächspartner versucht, abzulenken. 

    2. Thematische Fokussierung: Konzentriere dich auf das Hauptthema und weiche nicht auf Nebenfragen aus, die vom eigentlichen Argument ablenken könnten. 

  9. Reflexion und Selbstkritik fördern 

    1. Selbstreflexion anregen: Stelle Fragen, die den Gesprächspartner dazu anregen, über die Konsequenzen und die Logik ihrer eigenen Ansichten nachzudenken. Beispiel: „Wie würden sich Ihre Argumente auf andere gesellschaftliche Gruppen auswirken?“ 

    2. Selbstkritik zulassen: Sei offen für Kritik an deinen eigenen Argumenten und zeige Bereitschaft zur Selbstkorrektur, falls nötig. Dies fördert ein Klima des gegenseitigen Respekts und der intellektuellen Integrität. 

  10. Langfristige Perspektive einnehmen 

    1. Geduld und Kontinuität: Sei dir bewusst, dass tief verwurzelte Überzeugungen oft nicht sofort verändert werden können. Der Dialog sollte als langfristiger Prozess verstanden werden, bei dem kleine Fortschritte ebenfalls wertvoll sind. 

    2. Aufbau langfristiger Beziehungen: Versuche, eine langfristige Beziehung aufzubauen, um zukünftige Diskussionen zu ermöglichen. Dies kann helfen, ein Vertrauensverhältnis zu schaffen und den Dialog in eine produktivere Richtung zu lenken. 


Diese Strategie orientiert sich an den Methoden von Marcel Lewandowsky und Olaf Kramer. Lewandowsky betont die Bedeutung von sachlicher Klarheit und empathischer Kommunikation, während Kramer auf die Notwendigkeit hinweist, rhetorische Techniken wie das ‚Framing‘ der Diskussion zu verstehen und zu nutzen. Durch präzise und respektvolle Auseinandersetzung kannst du effektiver gegen die Ideologien der neuen Rechten argumentieren. 

 

  1. Fazit 

Der historische Faschismus dient als Blaupause für die heutigen rechten und populistischen Bewegungen. Während sich die Methoden subtiler gestaltet haben, bleibt der ideologische Kern unverändert. Bewegungen wie die Neuen Rechten nutzen demokratische Mechanismen, um ihre Ziele zu erreichen, und bedienen sich einer intellektuell anmutenden Rhetorik, die auf Ausgrenzung und Angst setzt, um Feindbilder zu schaffen. Besonders gefährlich ist dabei der schleichende Prozess der Normalisierung extremer Positionen, bei dem faschistische Ideen durch den Shift des Overton-Fensters in den gesellschaftlichen Diskurs eingebettet werden. 

Soziale Medien spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung dieser Narrative. Durch Algorithmen verstärkt, werden extreme Inhalte sichtbar und fördern die Radikalisierung innerhalb von Echokammern. Der Text weist darauf hin, dass es notwendig ist, diesem Prozess mit Aufklärung, Medienkompetenz und klarer Gegenrede zu begegnen. Nur durch fundierte, sachliche Argumente, die nicht emotional aufgeladen sind, kann die Verbreitung extremistischer Ideologien aufgehalten werden. Die langfristige Herausforderung besteht darin, demokratische Werte zu verteidigen und eine starke Gegenöffentlichkeit aufzubauen, die Rassismus, Autoritarismus und die Verbreitung von Feindbildern aktiv entlarvt. 

Abschließend betont die Autorin, dass es essenziell ist, wachsam gegenüber den subtilen Formen des modernen Faschismus zu bleiben und die eigenen rhetorischen Fähigkeiten zu stärken, um die Verbreitung dieser Ideologien wirksam zu bekämpfen. 

 

Glossar (Sortierung in Reihenfolge des Auftretens) 

  1. Faschismus: Eine politische Ideologie, die durch extremen Nationalismus, Antiliberalismus, Antikommunismus, Autoritarismus und die Anwendung von Gewalt gekennzeichnet ist. Ursprünglich in Italien unter Mussolini und in Deutschland unter Hitler aufgekommen. 

  2. Historischer Faschismus: Bezieht sich auf die faschistischen Bewegungen des 20. Jahrhunderts, insbesondere die unter Mussolini und Hitler, die durch totalitäre Herrschaft, offenes Gewaltmonopol und aggressive Propaganda geprägt waren. 

  3. Moderner Faschismus: Bezieht sich auf zeitgenössische rechtsextreme Bewegungen, die subtile, populistische Strategien verwenden und demokratische Mechanismen nutzen, um ihre Ziele zu erreichen, während sie gleichzeitig autoritäre Tendenzen und Fremdenfeindlichkeit fördern. 

  4. Neue Rechte: Zeitgenössische rechtsextreme Bewegungen, die demokratische Mechanismen nutzen, um nationalistische und fremdenfeindliche Ideologien zu verbreiten. Sie präsentieren sich oft als Verteidiger nationaler Identität und Kultur. 

  5. Normalisierungsprozess: Der Vorgang, durch den extreme Positionen allmählich als akzeptabel und Teil des gesellschaftlichen Mainstreams erscheinen, ohne dass ihr radikaler Kern offensichtlich bleibt. 

  6. Nationalismus: Die Ideologie, die die Überlegenheit und Interessen der eigenen Nation über die anderer stellt. 

  7. Antiliberalismus: Die Ablehnung liberaler Werte wie individuelle Freiheit und Pluralismus. Antiliberalismus ist ein zentrales Merkmal sowohl historischer als auch moderner faschistischer Bewegungen. 

  8. Antikommunismus: Die ideologische Ablehnung des Kommunismus, der oft als Bedrohung für die nationale Einheit und soziale Stabilität betrachtet wird. Ein gemeinsames Merkmal des historischen Faschismus. 

  9. Volksgemeinschaft: Ein Konzept im Faschismus, das eine homogene, nationale Gemeinschaft propagiert, die gegen äußere und innere Feinde verteidigt werden muss. 

  10. Ethnopluralismus: Eine moderne rechtsextreme Ideologie, die vorgibt, kulturelle Vielfalt zu schützen, aber in Wirklichkeit auf die Trennung und Hierarchisierung von ethnischen Gruppen abzielt. 

  11. Dog Whistling: Eine rhetorische Taktik, bei der harmlose oder mehrdeutige Begriffe verwendet werden, um versteckte rassistische oder fremdenfeindliche Botschaften zu kommunizieren. 

  12. Narrative: Erzählungen oder Rahmen, die verwendet werden, um bestimmte politische oder ideologische Positionen zu legitimieren, oft durch das Schaffen von Feindbildern. 

  13. Fearmongering: Die bewusste Verbreitung von Angst durch Übertreibungen oder falsche Behauptungen, um politische Ziele zu erreichen. 

  14. Echokammern: In sozialen Medien entstehende Räume, in denen Menschen nur mit Informationen und Meinungen konfrontiert werden, die ihre eigenen Überzeugungen verstärken, was zu einer Radikalisierung führen kann. 

  15. Sokratische Methode: Eine Gesprächstechnik, bei der durch gezieltes Fragen das Gegenüber dazu angeregt wird, seine Argumente zu überdenken und Schwächen zu erkennen. 

  16. Framing: Eine kommunikative Strategie, die die Wahrnehmung und Interpretation von Themen beeinflusst, indem die Art und Weise der Präsentation verändert wird. 

  17. Rhetorische Gegenstrategie: Taktiken, die eingesetzt werden, um der Manipulation oder Fehlinformation von politischen Gegnern entgegenzuwirken, indem man deren Argumente offenlegt und alternative Sichtweisen anbietet. 

 
 
 

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